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Das Einzig-Bleibende

Von

Ich steh′ an dem rauschenden Zeitenstrom,
Er donnert und fluthet vorüber!
Der Zeiten Grab bist du, ewiges Rom,
Des Zeitstroms Bild, o du Tiber!
Es wanket rings das hesperische Land,
Von der Berge Höh′ bis zum Meeresstrand;
Doch er tobt rastlos vorüber!

O felsengegründete Hügelstadt!
O schauerumflüsterte Höhen!
Wer hemmt von den Hehren des Schicksals Rad?
Wie sollt ihr dem Strome bestehen?
Der Donner aus finsterer Wolken Schooß,
Der zuckenden Blitze Doppelgeschoß,
Umschmettern die prangenden Höhen.

Es stürzt hinab, was dem Staube gehört,
Denn ewig ist nur der Gedanke!
Was gebaut kann werden, wird auch zerstört,
Doch unsichtbar sey, was nicht kranke;
Es zerstöret die Zeit, was die Zeit gebaut,
Wohl dem, der nur dem Unsterblichen traut,
Er hat, wo sein Glaube nicht wanke.

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Gedicht: Das Einzig-Bleibende von Friederike Sophie Christiane Brun

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Einzig-Bleibende“ von Friederike Sophie Christiane Brun, das dem Zeitalter der Romantik entstammt, reflektiert über die Vergänglichkeit des Irdischen und die Ewigkeit des Gedankens. Die Autorin verwendet eine eindrucksvolle Naturbildsprache, um diese Gegensätze zu veranschaulichen. Der „rauschende Zeitenstrom“ und der Tiber verkörpern die unaufhaltsame Bewegung und das Vergehen der Zeit, während Rom, als historische Stadt, gleichzeitig ein Zeugnis vergangener Epochen und ein Mahnmal der Zerstörung ist.

In den ersten beiden Strophen wird die Vergänglichkeit des Irdischen betont. Die Autorin beschreibt, wie der „Zeitenstrom“ alles mitreißt und wie selbst das „hesperische Land“ und die „felsengegründete Hügelstadt“ der Zerstörung durch die Naturgewalten, wie Donner und Blitze, ausgesetzt sind. Die Verwendung von Bildern wie dem „donnernden“ Strom und den „umschmetternden“ Blitzen erzeugt eine Atmosphäre von Gewalt und Chaos, die die allgegenwärtige Macht der Zeit verdeutlicht. Diese Bilder dienen als Metaphern für die Zerstörung, die letztendlich alles materielle Leben und alle menschlichen Errungenschaften einholt.

Der zentrale Gedanke des Gedichts wird in der dritten Strophe explizit ausgesprochen: „Denn ewig ist nur der Gedanke!“ Die Autorin kontrastiert das Vergängliche mit dem Ewigen, das in den Gedanken und im Glauben liegt. Sie betont die Zerstörung alles Materiellen und hebt hervor, dass nur das, was unsichtbar und nicht dem Verfall unterworfen ist, Bestand hat. Die letzten Verse betonen die Bedeutung des Glaubens als Anker in einer Welt des Wandels und der Zerstörung: „Wohl dem, der nur dem Unsterblichen traut, / Er hat, wo sein Glaube nicht wanke.“

Das Gedicht ist ein typisches Beispiel romantischer Lyrik, die sich mit den großen Fragen der menschlichen Existenz auseinandersetzt. Es verarbeitet Themen wie Vergänglichkeit, Ewigkeit und die Suche nach dem Bleibenden. Die Autorin spricht hier ein zentrales romantisches Motiv an, die Trennung zwischen der vergänglichen Welt und der ewigen Welt des Geistes und des Glaubens. Durch die Betonung der Unsterblichkeit des Gedankens und die Bedeutung des Glaubens bietet Brun Trost und Hoffnung inmitten der Vergänglichkeit.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.