Es ist wohl wahr,
Die Menschen stammen von einem Paar!
Der doppelte Adam, so süß er wäre,
Ich halte ihn dennoch für eine Schimäre!
Das Edelfräulein seufzt
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Das Edelfräulein seufzt“ von Theodor Storm ist eine humorvolle und pointierte Auseinandersetzung mit der romantischen Vorstellung der Einheit und der Sehnsucht nach dem idealen Partner. Das Gedicht beginnt mit einem scheinbar trivialen Eingeständnis, dass die Menschheit von einem einzigen Paar abstammt. Diese Aussage bildet den Ausgangspunkt für eine ironische Reflexion über die Möglichkeit der perfekten Vereinigung.
Der zweite Vers, „Der doppelte Adam, so süß er wäre“, deutet auf das romantische Ideal der vollkommenen Ergänzung und der Suche nach dem „anderen Teil“ hin. Hier wird eine Anspielung auf Platons Mythos vom geteilten Menschen deutlich, der in der Romantik eine zentrale Rolle spielte. Der Vergleich mit einem „doppelten Adam“ impliziert die Sehnsucht nach einem idealen Partner, der alle Wünsche und Bedürfnisse erfüllt. Doch Storm relativiert diese Sehnsucht sofort.
Der entscheidende Satz „Ich halte ihn dennoch für eine Schimäre!“ kippt die romantische Erwartung ins Gegenteil. Eine Schimäre ist ein Hirngespinst, eine Illusion, ein Fabelwesen. Storm entlarvt damit die Idee des perfekten Partners als unrealistisch und der romantischen Vorstellung einer vollkommenen Vereinigung als Trugbild. Die Kürze des Gedichts und die Prägnanz des Schlussverses verstärken die Pointe und verleihen dem Gedicht seinen ironischen Charakter.
Insgesamt lässt sich sagen, dass Storm mit diesem Gedicht die romantische Sehnsucht nach der perfekten Liebe auf humorvolle Weise hinterfragt. Er erkennt die Faszination des Ideals, aber zugleich auch seine Unerreichbarkeit. Das Gedicht ist ein Beispiel für Storms charakteristische, leicht melancholische Ironie, die menschliche Sehnsüchte und Illusionen mit einem Augenzwinkern betrachtet.
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Lizenz und Verwendung
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