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Das Bild der Sehnsucht

Von

Süßes Bild, das mir mit leisem Sehnen
Herz und Sinn, und Geist und Auge füllt!
Reine Quelle meiner stillen Thränen,
Nie vergeßnes, immer nahes Bild!

Lächelnd schwebst du auf des Abends Golde,
Neugeboren unter′m Morgenhain;
Und mit Wonneglanz füllt deine holde
Gegenwart selbst Trauerphantasei′n!

In der Andacht hohem Sternenfluge,
Schwebst du winkend meinem Geiste vor;
Weilst mit mir am ernsten Aschenkruge,
Hebest tröstend mir der Zukunft Flor.

Zeigst mir der Vollendung Sonnenauen,
Und die Ruh′, der jede Klage schweigt;
Stützest sanft das sinkende Vertrauen;
Flüsterst: »Muth! Bald ist das Ziel erreicht!

Wiederfinden heißt des Zieles Krone,
Ungetrennt dann wandeln einen Pfad.
Sieh! Es reift dem himmelsvollen Lohne
Jede stille ungeseh′ne That!«

Fern getrennt, und doch für mich geboren?
Dunkles Schicksal, das mein Leben lenkt!
Schnell erkannt, und schneller noch verloren,
Beßres Ich, in das mein Geist sich senkt.

Sah′ ich dich, und fühlte höh′res Leben
Schöpferisch durch jede Nerve glühn –
Hörte dich, empfand mit tiefem Beben
Feste Bande uns zusammenziehn!

Licht und Kraft und reine Seelenwürde,
Stille Freude, heitre Geistesruh′,
Muth für jede, auch die schwerste Bürde,
Lächelte mir sanft dein Auge zu.

Nie gefühltes inniges Vereinen,
Schmiegte Herz an Herz, und Geist an Geist.
Ach! Um dich, um dich sollt′ ich nicht weinen,
Bis des Lebens harter Faden reißt?

Ferne! Du vermagst uns nicht zu trennen!
Seelen trennt nicht Berg, nicht Land und Meer,
Ewig werden wir uns wieder kennen:
Banges Herz! Was trauerst du so sehr?

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Das Bild der Sehnsucht von Friederike Sophie Christiane Brun

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Bild der Sehnsucht“ von Friederike Sophie Christiane Brun beschreibt eine tiefe, leidenschaftliche Sehnsucht nach einer idealisierten Person oder einem idealisierten Zustand. Das Gedicht ist durchzogen von einem Gefühl der Hoffnung, Trostes und des Glaubens an ein Wiedersehen, trotz der Trennung durch Raum oder Zeit. Die Dichterin beschreibt das Bild dieser Sehnsucht als eine Quelle von Inspiration und Trost, die sie in verschiedenen Momenten ihres Lebens begleitet.

Die ersten Strophen beschreiben die Anwesenheit des geliebten Bildes in verschiedenen Situationen – im Abendgold, am Morgenhain, in der Andacht und in der Zukunft. Das Bild scheint allgegenwärtig zu sein und spendet Trost in Momenten der Trauer und des Zweifels. Es wird als Quelle von Wonne und Hoffnung dargestellt, die die Dichterin ermutigt, ihren Weg fortzusetzen und die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Das Bild inspiriert sie und führt sie zu einer höheren Ebene des Verständnisses, indem es ihr die Vollendung und die ewige Ruhe vor Augen führt.

Die zentrale Thematik des Gedichts ist die Trennung, die jedoch durch die Unsterblichkeit der Seele und die Hoffnung auf ein Wiedersehen relativiert wird. Trotz der physischen Distanz ist die Verbindung zwischen der Dichterin und dem Bild stark und unzerstörbar. Der Gedanke an ein ewiges Wiedersehen spendet Trost und lindert die Trauer über die Trennung. In den abschließenden Strophen wird die Hoffnung auf eine ewige Verbindung verstärkt, wodurch die Trennung als vorübergehend und unbedeutend erscheint.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von romantischer Lyrik: reich an Bildern, Metaphern und Emotionen. Die Verwendung von Worten wie „süßes Bild,“ „reine Quelle,“ „Wonneglanz,“ und „hohem Sternenfluge“ unterstreicht die Schönheit und Erhabenheit der dargestellten Sehnsucht. Die Betonung auf „Licht,“ „Kraft,“ „reine Seelenwürde“ und „Geistesruh'“ verdeutlicht die spirituelle Natur der Verbindung und die transformierende Kraft der Sehnsucht. Der Autor verbindet also die Themen der Liebe, der Hoffnung und des spirituellen Wachstums in einer Ode an die Unzerstörbarkeit der Seele.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.