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Dämmer-Empfindung

Von

Was treibt mich hier von hinnen?
Was lockt mich dort geheimnisvoll?
Was ist′s, das ich gewinnen,
Und was, womit ich′s kaufen soll?

Trat unsichtbar mein Erbe,
Ein Geist, ein luft′ger, schon heran,
Und drängt mich, daß ich sterbe,
Weil er nicht eher leben kann?

Und winkt mir aus der Ferne
Die Traube schon, die mir gereift
Auf einem andern Sterne,
Und will, daß meine Hand sie streift?

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Gedicht: Dämmer-Empfindung von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Dämmer-Empfindung“ von Friedrich Hebbel ist eine tiefgründige Reflexion über die Unruhe des menschlichen Geistes und die Suche nach Sinn. Es ist eine Frage nach dem „Warum“ des Lebens, des Drangs, des Suchens und des möglichen Ziels. Das Gedicht ist durchzogen von einer melancholischen Stimmung, die durch die sprachliche Gestaltung und die gewählten Bilder verstärkt wird.

In den ersten vier Zeilen werden grundlegende Fragen nach der Motivation und dem Ziel des Handelns gestellt. „Was treibt mich hier von hinnen?“ und „Was lockt mich dort geheimnisvoll?“ offenbaren eine existentielle Unruhe und ein Gefühl der Rastlosigkeit. Der Sprecher scheint getrieben von einer inneren Kraft, die ihn in Bewegung setzt, aber das Ziel dieser Bewegung ist unklar. Die Frage nach dem Gewinn und dem Preis, der dafür gezahlt werden muss, deutet auf eine Auseinandersetzung mit den Konsequenzen des Handelns und der Suche nach dem Wert des Lebens hin. Die Verwendung von Worten wie „geheimnisvoll“ und „gewinnen“ erzeugt eine Atmosphäre des Mysteriösen und der Unwägbarkeit.

Der zweite Abschnitt führt eine düstere Note ein. Die Metapher des unsichtbaren Erben, eines Geistes, der drängt, zu sterben, um selbst leben zu können, ist ein starkes Bild für die Auseinandersetzung mit dem Tod und der Vergänglichkeit. Dieser Geist könnte das Unterbewusstsein, das Schicksal oder eine höhere Macht repräsentieren, die den Menschen beeinflusst. Die Zeilen deuten auf eine existenzielle Krise hin, in der der Sprecher das Gefühl hat, von einer Kraft getrieben zu werden, die seinen Tod, bzw. das Ende seines gegenwärtigen Seins, herbeiführen könnte.

Im letzten Teil des Gedichts wird eine Hoffnung auf ein besseres, vielleicht unerreichbares Ziel angedeutet. Die „Traube“, die auf einem „andern Sterne“ reift, symbolisiert möglicherweise ein Ideal, eine Erfüllung, die in weiter Ferne liegt. Die Frage, ob die Hand des Sprechers sie berühren soll, deutet auf eine Sehnsucht nach etwas Höherem, nach einer Erfahrung oder einem Zustand, der das aktuelle Dasein übersteigt. Das Gedicht endet offen, es gibt keine definitive Antwort, sondern eine Ahnung, eine „Dämmer-Empfindung“ über das, was sein könnte. Die gewählten Bilder und Fragen deuten auf eine tiefe menschliche Suche nach Sinn, Erfüllung und der Auseinandersetzung mit dem Tod hin.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.