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Bußlied

Von

An dir allein, an dir hab ich gesündigt,
Und übel oft vor dir getan.
Du siehst die Schuld, die mir den Fluch verkündigt;
Sieh, Gott, auch meinen Jammer an.

Dir ist mein Flehn, mein Seufzen nicht verborgen,
Und meine Tränen sind vor dir.
Ach Gott, mein Gott, wie lange soll ich sorgen?
Wie lang entfernst du dich von mir?

Herr, handle nicht mit mir nach meinen Sünden,
Vergilt mir nicht nach meiner Schuld.
Ich suche dich; laß mich dein Antlitz finden,
Du Gott der Langmut und Geduld.

Früh wollst du mich mit deiner Gnade füllen,
Gott, Vater der Barmherzigkeit.
Erfreue mich um deines Namens willen;
Du bist ein Gott, der gern erfreut.

Laß deinen Weg mich wieder freudig wallen,
Und lehre mich dein heilig Recht,
Mich täglich tun nach deinem Wohlgefallen;
Du bist mein Gott, ich bin dein Knecht.

Herr, eile du, mein Schutz, mir beizustehen,
Und leite mich auf ebner Bahn.
Er hört mein Schrein, der Herr erhört mein Flehen,
Und nimmt sich meiner Seelen an.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Bußlied von Christian Fürchtegott Gellert

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Bußlied“ von Christian Fürchtegott Gellert ist eine tiefgründige Reflexion über Schuld, Reue und die Suche nach Gottes Gnade. Es ist ein Gebet, das in seiner Ehrlichkeit und dem demütigen Tonfall die menschliche Beziehung zu Gott auf bewegende Weise darstellt. Das Gedicht ist in sechs Strophen aufgebaut, wobei jede Strophe eine Facette der Buße und der Hoffnung auf Erlösung beleuchtet.

Die ersten beiden Strophen drücken die Reue und die Erkenntnis der eigenen Sündhaftigkeit aus. Der Sprecher bekennt sich schuldig und bittet Gott um Vergebung. Er erkennt seine Fehler und die daraus resultierende Distanz zu Gott. Die Anrufung „Du siehst die Schuld, die mir den Fluch verkündigt“ verdeutlicht die Schwere der Sünde und ihre Folgen. Die Frage „Wie lang entfernst du dich von mir?“ spiegelt die Verzweiflung und das Sehnen nach Gottes Nähe wider.

Die dritte und vierte Strophe wenden sich der Bitte um Gnade und Barmherzigkeit zu. Der Sprecher fleht darum, nicht nach seinen Sünden beurteilt zu werden, sondern die Güte Gottes zu erfahren. Er bittet darum, Gottes Antlitz zu finden und von dessen Gnade erfüllt zu werden. Die Betonung auf Gottes Langmut und Geduld zeigt das Vertrauen in Gottes väterliche Liebe. Die Bitte, mit Gnade „zu füllen“, zeugt von dem Wunsch nach Erneuerung und einem Leben in Gottes Nähe.

Die letzten beiden Strophen drücken den Wunsch nach einem gottgefälligen Leben und der Hoffnung auf Hilfe aus. Der Sprecher bittet darum, Gottes Weg freudig zu gehen und Gottes Recht zu lernen. Er wünscht sich, nach Gottes Willen zu handeln und sich als sein „Knecht“ zu sehen. Die abschließende Bitte um Beistand und Führung auf „ebner Bahn“ unterstreicht den Wunsch nach einem Leben in Einklang mit Gott. Das Gedicht endet mit der Gewissheit, dass Gottes Gebete erhört werden und sich um die Seele des Sprechers annimmt, was die Hoffnung auf Erlösung und ewige Gemeinschaft mit Gott bekräftigt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.