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Bundeslied

Von

In allen guten Stunden,
Erhöht von Lieb und Wein,
Soll dieses Lied verbunden
Von uns gesungen sein!
Uns hält der Gott zusammen,
Der uns hierher gebracht;
Erneuert unsre Flammen!
Er hat sie angefacht.

So glühet fröhlich heute,
Seid recht von Herzen eins!
Auf, trinkt erneuter Freude
Dies Glas des echten Weins!
Auf, in der holden Stunde
Stoßt an, und küsset treu,
Bei jedem neuen Bunde,
Die Alten wieder neu!

Wer lebt in unserm Kreise,
Und lebt nicht selig drin?
Genießt die freie Weise
Und treuen Brudersinn!
So bleibt durch alle Zeiten
Herz Herzen zugekehrt;
Von keinen Kleinigkeiten
Wird unser Bund gestört.

Uns hat ein Gott gesegnet
Mit freiem Lebensblick,
Und alles, was begegnet,
Erneuert unser Glück.
Durch Grillen nicht gedränget,
Verknickt sich keine Lust;
Durch Zieren nicht geenget,
Schlägt freier unsre Brust.

Mit jedem Schritt wird weiter
Die rasche Lebensbahn,
Und heiter, immer heiter
Steigt unser Blick hinan.
Uns wird es nimmer bange,
Wenn alles steigt und fällt,
Und bleiben lange, lange!
Auf ewig so gesellt.

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Gedicht: Bundeslied von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Bundeslied“ von Johann Wolfgang von Goethe zelebriert die Gemeinschaft, Freundschaft und das freudige Zusammensein in einer harmonischen und ungetrübten Atmosphäre. Es ist ein Lied, das in „guten Stunden“, in Momenten der Freude, Liebe und des Weingenusses gesungen werden soll. Goethe beschreibt hier einen Bund, eine Gemeinschaft, die durch einen gemeinsamen Geist, durch Liebe, Freude und einen unerschütterlichen Zusammenhalt gekennzeichnet ist.

Im Kern des Gedichts steht das Gefühl der Verbundenheit und der Erneuerung. Der „Gott“, der die Anwesenden zusammengebracht hat, wird als treibende Kraft für die Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Gemeinschaft gesehen. Das „Erneuern der Flammen“ deutet auf die ständige Wiederbelebung der Freude und des Enthusiasmus hin. Die wiederkehrende Aufforderung zum Trinken und Küssen unterstreicht die körperliche und emotionale Nähe, die diese Gemeinschaft verbindet. Jede neue Begegnung soll die alte Verbundenheit bekräftigen und die Tradition der Freundschaft fortsetzen.

Die Verse beschreiben die Glückseligkeit, die in diesem Kreis gefunden wird. „Wer lebt in unserm Kreise, / Und lebt nicht selig drin?“ fragt Goethe, und unterstreicht so das ungetrübte Glück, das die Mitglieder erfahren. Die Freiheit von Sorgen und Kleinigkeiten, der „treue Brudersinn“ und die freie Lebensweise werden hervorgehoben. Dieser Bund wird durch die Zeit bestehen, da der Zusammenhalt unerschütterlich ist und von äußeren Einflüssen unberührt bleibt.

Das Gedicht endet mit einem optimistischen Ausblick auf die Zukunft. „Heiter, immer heiter“ steigt der Blick der Gemeinschaft hinan, während die Lebensbahn „rasch“ voranschreitet. Die Angst vor dem Wandel, der „alles steigen und fallen“ lässt, wird durch die Gewissheit der ewigen Verbundenheit überwunden. Die letzten Zeilen unterstreichen die Unvergänglichkeit und das ewige Bestehen dieser Gemeinschaft, die sowohl im Glück als auch im Leid fest zusammenhält. Es ist ein Lied der Lebensfreude, des Zusammenhalts und der ewigen Freundschaft.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.