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Bergsee

Von

Es träumt aus düsterm Felsenschacht
Ein totenstiller See
Zur grenzenlosen Sternenpracht/
O Seligkeit und Weh!

Laßt taumeln mich, ihr Himmelshöhn,
Versinken ganz in Schau!
Mein Funkelstern, so bräutlich schön
Wie eine Perle Tau!

Und bleibst du, Engel, weltenfern,
Streu deinen Silberschein/
Dein Seelengleichnis/ keuscher Stern,
In meine Tiefen ein.

In meine Tiefen lockt ein Grund/
O find ihn, Sternenbraut/
Wo Erd und Himmel Mund an Mund
Zur ewgen Ruh sich traut

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Gedicht: Bergsee von Bruno Wille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Bergsee“ von Bruno Wille beschreibt die kontemplative Erfahrung des lyrischen Ichs, das in die Stille und Tiefe eines Bergsees eintaucht und dabei eine tiefe Sehnsucht nach Vereinigung und Erleuchtung empfindet. Die poetische Struktur gliedert sich in drei Strophen, die jeweils eine spezifische Facette dieser Sehnsucht beleuchten und in einem Wechselspiel von Natur, kosmischer Weite und spiritueller Hingabe kulminieren.

Die erste Strophe etabliert die melancholische Grundstimmung des Gedichts. Der „totenstille See“ wird aus dem „düstern Felsenschacht“ als Spiegel der unendlichen „Sternenpracht“ betrachtet. Diese Gegenüberstellung von Dunkelheit und Licht, von beschränktem Raum und grenzenloser Weite deutet auf die Dualität von Leid und Glück, von „Seligkeit und Weh“. Der See dient als Medium, in dem das lyrische Ich sowohl die Tiefe der Seele als auch die Erhabenheit des Universums widerzuspiegeln scheint.

In der zweiten Strophe wird die Sehnsucht nach Auflösung und Verschmelzung mit der kosmischen Weite greifbarer. Das Ich fleht die „Himmelshöhn“ an, es „taumeln“ zu lassen und es in der „Schau“ (dem Anblick) versinken zu lassen. Der „Funkelstern“ wird als Sinnbild der geliebten himmlischen Figur, der „Sternenbraut“ (siehe letzte Strophe), dargestellt, dessen Schönheit als „Perle Tau“ beschrieben wird. Diese Verse betonen das Verlangen nach einer Vereinigung mit dem Göttlichen oder einem Ideal, welches das lyrische Ich in seiner Tiefe erblickt.

Die letzte Strophe gipfelt in der expliziten Bitte nach spiritueller Vereinigung. Das lyrische Ich bittet den „Engel“, seinen „Silberschein“ in die eigenen „Tiefen“ zu senden, wodurch das Seelengleichnis des Engels in der Tiefe des Sees widergespiegelt und gefunden werden soll. Die Metapher des Grundes in den Tiefen des Sees als Ort, an dem „Erd und Himmel Mund an Mund / Zur ewgen Ruh sich traut“, steht für die ersehnte Vereinigung von irdischem Sein und himmlischer Sphäre, das Verschmelzen von Realität und Ideal, von Endlichkeit und Unendlichkeit. Das Gedicht endet mit einem Versprechen ewiger Ruhe, das durch diese Vereinigung erreicht wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.