Berg und Burgen schaun herunter
Berg und Burgen schaun herunter
In den spiegelhellen Rhein,
Und mein Schiffchen segelt munter,
Rings umglänzt von Sonnenschein.
Ruhig seh ich zu dem Spiele
Goldner Wellen, kraus bewegt;
Still erwachen die Gefühle,
Die ich tief im Busen hegt.
Freundlich grüßend und verheißend
Lockt hinab des Stromes Pracht;
Doch ich kenn ihn, oben gleißend,
Birgt sein Innres Tod und Nacht.
Oben Lust, im Busen Tücken,
Strom, du bist der Liebsten Bild!
Die kann auch so freundlich nicken,
Lächelt auch so fromm und mild.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Berg und Burgen schaun herunter“ von Heinrich Heine zeichnet ein Bild von einer idyllischen Flusslandschaft, um dann eine tiefere, pessimistische Reflexion über die Natur der Schönheit und Täuschung zu entfalten. Der Dichter nutzt das äußere Bild des Rheins und der ihn umgebenden Landschaft, um eine Allegorie auf die Liebe und ihre potenziellen Gefahren zu erschaffen. Das Gedicht beginnt mit einer Beschreibung der friedlichen Szenerie, in der der Dichter und sein Schiffchen sich inmitten von Sonnenschein und spiegelndem Wasser bewegen.
In der zweiten Strophe wendet sich der Dichter der Betrachtung des Spiels der goldenen Wellen zu, wodurch Gefühle erwachen, die er tief in seinem Herzen bewahrt. Diese Zeilen deuten auf eine innere Bewegung des Dichters hin, auf eine Hinwendung zu Emotionen, die durch die äußere Schönheit und die Ruhe der Umgebung ausgelöst werden. Hier findet eine Übertragung von der äußeren, visuellen Wahrnehmung in die innere, emotionale Welt statt. Die anfängliche Ruhe und Freude werden jedoch in der folgenden Strophe gebrochen.
Die dritte Strophe beinhaltet eine deutliche Wendung, in der die scheinbar freundliche Natur des Flusses als trügerisch entlarvt wird. Der Dichter erkennt, dass der Rhein, trotz seiner glänzenden Oberfläche, in seinem Inneren Tod und Nacht birgt. Diese Erkenntnis ist entscheidend, denn sie etabliert eine Parallele zwischen der Schönheit des Rheins und der trügerischen Natur der Liebe. Die letzte Strophe verstärkt diese Verbindung, indem sie den Fluss direkt mit der Geliebten vergleicht.
Heine zieht einen direkten Vergleich zwischen dem Fluss und seiner Liebsten, indem er feststellt, dass auch sie auf eine freundliche und liebenswürdige Art und Weise nicken und lächeln kann, während ihr Inneres möglicherweise Tücken birgt. Dies deutet auf die Erkenntnis hin, dass Schönheit und Freundlichkeit nicht immer ehrlich sind und dass die Oberfläche täuschen kann. Das Gedicht endet mit einer pessimistischen Sichtweise auf die Liebe, die suggeriert, dass die scheinbar unschuldigen Gesten der Geliebten in Wirklichkeit eine verborgene Gefahr bergen können. Heine vermittelt eine tiefe Skepsis gegenüber der äußeren Erscheinung und betont die Bedeutung der kritischen Reflexion, um die wahren Absichten zu erkennen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.