Aus schweren Träumen
Fuhr ich oft auf und sah durch Tannenwipfel
Den Mond ziehn übern stillen Grund und sang
Vor Bangigkeit und schlummert wieder ein.
Ja, Menschenstimme, hell aus frommer Brust!
Du bist doch die gewaltigste, und triffst
Den rechten Grundton, der verworren anklingt
In all den tausend Stimmen der Natur!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Aus schweren Träumen“ von Joseph von Eichendorff ist eine kurze, melancholische Reflexion über die menschliche Erfahrung von Angst und die Sehnsucht nach Erlösung durch Musik und Natur. Es besteht aus zwei Teilen, die durch einen thematischen und emotionalen Kontrast miteinander verbunden sind. Der erste Teil beschreibt eine persönliche Erfahrung des Autors, in der er, geplagt von schweren Träumen, in der Nacht erwacht und den Mond durch die Wipfel der Tannen betrachtet.
Die Szene wird durch die Beschreibung des Mondes und der Tannen als still und friedlich dargestellt, was im Gegensatz zu den beunruhigenden Träumen steht, die den Autor aus dem Schlaf reißen. Die Erwähnung von „Bangigkeit“ unterstreicht das Gefühl der Beklommenheit und des Leidens. Trotz dieser emotionalen Belastung findet der Autor Trost in der Natur, was sich in der ruhigen Betrachtung des Mondes und des stillen Grundes zeigt. Die Zeile „und sang“ deutet auf einen Versuch hin, die Angst durch Gesang oder Musik zu überwinden, bevor er wieder einschläft.
Der zweite Teil des Gedichts wechselt von der individuellen Erfahrung zur allgemeineren Aussage über die Kraft der menschlichen Stimme und der Musik. Die „Menschenstimme, hell aus frommer Brust“ wird als die „gewaltigste“ bezeichnet, die in der Lage ist, den „rechten Grundton“ zu treffen und die „verworren“ klingenden Stimmen der Natur zu überwinden. Dies deutet darauf hin, dass die Musik oder der Gesang nicht nur eine persönliche Erleichterung bietet, sondern auch eine Verbindung zur Natur herstellt und ihre Unordnung ordnet.
Eichendorffs Gedicht fängt somit die Dualität des menschlichen Erlebens ein: die Erfahrung von Angst und die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden. Die Natur dient als Kulisse für die inneren Kämpfe des lyrischen Ichs, während die Musik als Heilmittel und Weg zur Harmonie gesehen wird. Die Gegenüberstellung von Dunkelheit und Licht, von Unruhe und Frieden, verstärkt die zentrale Botschaft des Gedichts: Die menschliche Stimme, gespeist von innerer Frömmigkeit, kann Trost spenden und die Unordnung der Welt in Einklang bringen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.