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August

Von

Inserat

Die verehrlichen Jungen, welche heuer
Meine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,
Ersuche ich höflichst, bei diesem Vergnügen
Wo möglich insoweit sich zu beschränken,
Daß sie daneben auf den Beeten
Mir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.

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Gedicht: August von Theodor Storm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „August“ von Theodor Storm ist eine humorvolle und augenzwinkernde Betrachtung über die Freuden und Ärgernisse des Sommers, speziell aus der Perspektive eines Gärtners oder Obstbauern. Es handelt sich um eine Art Inserat, das in einem für die damalige Zeit typischen, formellen Ton gehalten ist, was den Kontrast zur eigentlichen Thematik, dem Obstklau durch „verehrliche Jungen“, noch verstärkt. Der Autor bedient sich einer ironischen Sprache, die subtil die Absurdität der Situation aufzeigt.

Die formelle Anrede „Die verehrlichen Jungen“ ist bereits ein erstes Beispiel für diese Ironie, da sie dem harmlosen Diebstahl eine gewisse Würde verleiht. Der Gärtner bittet die jungen Diebe nicht etwa, das Stehlen zu unterlassen, sondern er appelliert an ihre Zurückhaltung und bittet sie lediglich, bei ihrem „Vergnügen“ – der Diebstahl wird also als ein solches gesehen – darauf zu achten, die übrige Gartenanlage nicht zu beschädigen. Dies unterstreicht die gelassene, fast schon resignierte Haltung des Gärtners, der sich der sommerlichen „Plage“ des Obstklaus bewusst ist.

Die Bitte, die Wurzeln und Erbsen nicht zu zertreten, dient als pragmatischer Hinweis auf die Folgen der ungezügelten Aktivität der jungen Diebe. Der Fokus liegt hier also nicht auf der moralischen Verwerflichkeit des Diebstahls, sondern auf dem praktischen Schaden, der angerichtet werden kann. Storm lässt in diesem Gedicht durchscheinen, dass die Beschädigung des Gartens für den Gärtner eine größere Sorge darstellt als der Verlust von Äpfeln und Birnen. Dies deutet auf eine liebevolle Beziehung zur Natur und zur gewissenhaften Pflege seines Gartens hin.

Insgesamt ist „August“ ein kleines Juwel der deutschen Lyrik, das mit wenigen Worten eine ganze Szenerie und ein Gefühl von Sommer, Jugend und der Weisheit des Alters einfängt. Es ist ein humorvoller Blick auf die Unbeschwertheit der Jugend, die mit den Ärgernissen des Alltags kollidiert. Die scheinbare Kapitulation des Gärtners vor den jungen Dieben offenbart eine gewisse Toleranz und Nachsicht, die dem Gedicht eine warme und sympathische Note verleiht und es zu einem zeitlosen Klassiker macht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.