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Auff den Sontag deß Sanftmütigen Königs

Von

Kom König/ kom den offt dein Zion hat begehret!
Kom Davids Kind vnd Herr/ Gott/ Helffer in der Noth
Vnd zarter Menschen Sohn! Reiß auß dem Sünden-Koth
Die Seelen/ die Gesetz vnd Sünden-Last beschweret.
Erfrische was die Glutt der Höllen hart verheeret!
O Leichter Lebens Tau/ erquicke was der Tod
Mit harten Füssen tritt/ kom süsses Himmels-Brodt
Vnd labe die/ die Durst vnd Hunger gantz verzehret.
Kom vnverfälschte Lust/ wenn vns der Teufel schreckt:
Kom Licht! vnd scheine dem/ den Nacht vnd grauen deckt/
Kom Friede! Kom zu den/ die Angst vnd Pein bekriegen.
O Held vnd Helffer kom/ den aller Völker Schaar
Zum Haupt vnd Fürsten wündsch′t/ vnd zeig vns offenbar.
Daß wer dir widersteht mit spott müß vnten liegen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Auff den Sontag deß Sanftmütigen Königs von Andreas Gryphius

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Auff den Sontag deß Sanftmütigen Königs“ von Andreas Gryphius ist eine innige Anrufung, die an einem Sonntag verfasst wurde und die Ankunft Jesu, des sanftmütigen Königs, herbeisehnt. Das Gedicht ist durchdrungen von einem Gefühl der Sehnsucht nach Erlösung und der Überwindung von Leid und Sünde, welches in den wiederholten „Kom“-Rufen zum Ausdruck kommt. Diese Anrufe sind nicht nur eine Bitte, sondern auch eine Bekundung des Glaubens und der Hoffnung auf göttliche Hilfe.

Gryphius verwendet eine Vielzahl von Bildern und Metaphern, um die unterschiedlichen Aspekte der Heilsnotwendigkeit darzustellen. Die Seele, die unter der Last von „Gesetz vnd Sünden-Last beschweret“ ist, wird durch die Ankunft Jesu von dieser Last befreit. Die „Glutt der Höllen“, die verheerend gewirkt hat, wird durch den „Leichter Lebens Tau“ erfrischt, was die reinigende und erquickende Kraft Jesu symbolisiert. Der Ausdruck „süßes Himmels-Brodt“ deutet auf die Eucharistie hin, welche die geistige Nahrung für die Gläubigen darstellt und Hunger und Durst stillt.

Das Gedicht zeichnet sich durch eine klare Struktur und eine rhetorische Gestaltung aus. Die wiederholte Anapher „Kom“ am Anfang jeder Strophe verstärkt die Dringlichkeit des Gebets und die Erwartung des ersehnten Ereignisses. Die Verwendung von Antithese, wie beispielsweise „Durst vnd Hunger“ vs. „Himmels-Brodt“, betont die Kontraste zwischen dem Zustand der Not und der erhofften Erlösung. Das Gedicht gipfelt in dem Wunsch nach Frieden, Licht und der Offenbarung der Macht Jesu als Haupt und Fürst, dem sich die ganze Welt unterwerfen soll.

Insgesamt ist Gryphius‘ Gedicht eine tiefe Reflexion über die menschliche Verfassung, die durch Sünde, Angst und Leiden gekennzeichnet ist. Es ist aber auch ein Zeugnis des Glaubens und der Hoffnung auf Erlösung durch Jesus Christus. Die eindringliche Sprache, die kraftvollen Bilder und die konsequente Verwendung von rhetorischen Figuren machen dieses Gedicht zu einem intensiven Ausdruck der Frömmigkeit und der Sehnsucht nach göttlicher Gnade.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.