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Auf die Flüchtigkeit des Lebens

Von

Ist heut ein Mensch schön, munter, weis und roth;
So ist er morgen blaß und todt.
Der Schönheit Schmuck verschwindt
Wie Rauch und Wind.
Drum Mensch, bist du mit Schönheit oder Jugend,
Mit Glück und Kunst und Gaben ausgerüst,
Gedenke, daß du Staub und Erden bist.
Bestrebe dich vielmehr vor allen,
Nur Gott; nicht Menschen zu gefallen.
Bemühe dich um schöne Geistes-Gaben,
So lebst du, hat man dich schon längst begraben.

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Gedicht: Auf die Flüchtigkeit des Lebens von Sidonia Hedwig Zäunemann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Auf die Flüchtigkeit des Lebens“ von Sidonia Hedwig Zäunemann thematisiert die Vergänglichkeit des irdischen Lebens und die Notwendigkeit, sich auf bleibende Werte zu konzentrieren. Es beginnt mit der drastischen Gegenüberstellung von Schönheit und Leben mit dem Tod, um die Kürze und Unbeständigkeit des menschlichen Daseins zu verdeutlichen. Die Zeilen „Ist heut ein Mensch schön, munter, weis und roth; / So ist er morgen blaß und todt“ zeigen die Vergänglichkeit äußerer Erscheinungen und des Lebens selbst auf, indem sie die Lebendigkeit des „Heute“ mit dem Tod im „Morgen“ kontrastieren. Die anschließenden Verse veranschaulichen, dass all das, was als wertvoll erachtet wird – Schönheit, Jugend, Glück, Kunst und Gaben – vergänglich sind und vergehen wie Rauch und Wind.

Der zweite Teil des Gedichts ist durch eine Appell-Form gekennzeichnet, in der die Leser direkt angesprochen werden. Die Aufforderung „Drum Mensch, bist du mit Schönheit oder Jugend, / Mit Glück und Kunst und Gaben ausgerüst, / Gedenke, daß du Staub und Erden bist“ dient als mahnender Hinweis auf die Endlichkeit des menschlichen Lebens. Zäunemann fordert dazu auf, sich nicht auf vergängliche Dinge zu verlassen, sondern sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der Fokus wird auf eine Hinwendung zu Gott und inneren Werten verlagert, da diese im Gegensatz zu irdischen Gütern beständig sind und auch über den Tod hinaus Bestand haben.

Die im Gedicht zum Ausdruck gebrachte Lehre ist eine klassische Mahnung an die Vanitas-Thematik. Die Vergänglichkeit der irdischen Dinge und die Notwendigkeit, sich auf das Ewige zu konzentrieren, sind zentrale Motive, die in der Barockzeit häufig behandelt wurden. Die Betonung der geistigen Gaben, die über den Tod hinaus weiterleben, unterstreicht die Bedeutung von Tugend und Spiritualität im Angesicht der Unvermeidlichkeit des Todes.

Die Sprache des Gedichts ist klar und direkt, mit einfachen Reimen, die zur Einprägsamkeit beitragen. Diese Einfachheit verstärkt die Botschaft und macht sie leicht verständlich. Die Verwendung von Metaphern wie „Rauch und Wind“ zur Beschreibung der Vergänglichkeit ist typisch für die Epoche und verdeutlicht die Kürze und Flüchtigkeit der irdischen Güter. Die abschließenden Zeilen „Bemühe dich um schöne Geistes-Gaben, / So lebst du, hat man dich schon längst begraben“ fassen die Kernaussage des Gedichts zusammen und betonen die Bedeutung der inneren Werte, die über den Tod hinaus weiterwirken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.