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April

Von

Augen, sagt mir, sagt, was sagt ihr?
Denn ihr fragt was gar zu Schönes?
Gar des lieblichsten Getönes;
Und in gleichem Sinne fragt ihr.

Doch ich glaub′ euch zu erfassen:
Hinter dieser Augen Klarheit
Ruht ein Herz in Lieb′ und Wahrheit,
Jetzt sich selber überlassen,

Dem es wohl behagen müßte,
Unter so viel stumpfen, blinden,
Endlich einen Blick zu finden,
Der es auch zu schätzen wüßte.

Und indem ich diese Chiffern
Mich versenke zu studieren,
Laßt euch ebenfalls verführen,
Meine Blicke zu entziffern!

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Gedicht: April von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „April“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine zarte lyrische Reflexion über die Kommunikation zwischen Menschen, die Suche nach gegenseitigem Verständnis und die Sehnsucht nach tieferer Verbundenheit. Das Gedicht ist in einer dialogischen Form aufgebaut, wobei der Sprecher die Augen seines Gegenübers direkt anspricht. Diese Ansprache dient als Ausgangspunkt für eine tiefere Auseinandersetzung mit den verborgenen Emotionen und Absichten, die hinter dem äußeren Erscheinungsbild liegen.

In den ersten Strophen wird die Neugier des Sprechers auf die Botschaft der Augen betont. Die Augen werden als Fragende charakterisiert, die „gar zu Schönes“ und „lieblichstes Getönes“ ausdrücken. Der Sprecher scheint von der Schönheit und dem Reiz, den die Augen ausstrahlen, fasziniert zu sein. Er versucht, die Bedeutung hinter dieser äußeren Erscheinung zu erfassen und eine tiefere Ebene des Verständnisses zu erreichen. Der Dichter deutet an, dass in diesen Augen ein Herz der Liebe und Wahrheit ruht, das sich nach Akzeptanz und Wertschätzung sehnt.

Die zweite Hälfte des Gedichts nimmt die Form einer Aufforderung an. Der Sprecher, der sich nun selbst mit der Entschlüsselung der „Chiffern“ der Augen beschäftigt, fordert sein Gegenüber auf, seine eigenen Blicke zu entziffern. Dies unterstreicht die wechselseitige Natur der Kommunikation und die Notwendigkeit, sowohl zu geben als auch zu empfangen, um eine wahre Verbindung herzustellen. Der Sprecher scheint sich der Tatsache bewusst zu sein, dass Verständnis von beiden Seiten des Gesprächs verlangt, eine gegenseitige Öffnung und das Aufgeben von Vorurteilen.

Goethe verwendet eine einfache, melodische Sprache, die durch die Reimstruktur und den sanften Rhythmus die Zartheit und den intimen Charakter des Gedichts unterstreicht. Die Verwendung von Begriffen wie „Lieb‘ und Wahrheit“, „Schätzen“ und „verführen“ deutet auf eine romantische Atmosphäre hin, die sowohl die Sehnsucht nach Liebe als auch die Freude am gegenseitigen Verstehen betont. „April“ ist ein Gedicht, das die Hoffnung auf eine tiefe Verbindung und das Streben nach echtem menschlichen Kontakt feiert. Es handelt von dem Wunsch, die verborgenen Schönheiten und Wahrheiten, die in den Augen eines anderen Menschen liegen, zu erkennen und zu würdigen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.