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An Marie

Von

Ob ich dich liebe, wolltest du mich fragen –
Und was ich liebe, will ich treu dir sagen:

Das Blümchen lieb′ ich, das die würz′gen Düfte
Ausstreuet in die lauen Frühlingslüfte,
Und doch sich tief verbirgt im dunklen Moos –
Kein Auge sieht der Heimath stillen Schooß.

Den See auch lieb′ ich, deß krystallner Quell
Dem Blick sich öffnet bis zum Grunde hell,
Auf dessen Spiegel sich in sanftem Licht
Getreu des Himmels milder Abglanz bricht.

So lieb′ ich auch der Jungfrau still Gemüth,
Das nur für Schönes, Heiliges erglüht.
Das fromme Herz, das muschelfest umschließt
Den reinen Kern, dem Reines nur entsprießt. –

Nun weißt du was ich liebe, denke nach,
Ob ich, Marie, dich wohl lieben mag.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An Marie von Luise Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Marie“ von Luise Büchner ist eine subtile Liebeserklärung, die weniger direkt auf die Empfindungen des Ich-Erzählers eingeht, als vielmehr die Eigenschaften Marie’s durch Vergleiche mit der Natur hervorhebt. Die Struktur des Gedichts ist klar gegliedert: Zuerst wird die Frage nach der Liebe angedeutet, dann folgen drei Strophen, die jeweils ein Element der Natur beschreiben, und abschließend die rhetorische Frage, die die eigentliche Aussage des Gedichts beinhaltet.

Die gewählten Metaphern – das stille Blümchen, der kristallklare See und das „Jungfrau still Gemüth“ – dienen dazu, die innere Schönheit, Reinheit und Beständigkeit Marie’s zu spiegeln. Das Blümchen, das sich im Verborgenen befindet, deutet auf eine stille, unaufdringliche Schönheit hin. Der See mit seinem klaren Wasser und der Spiegelung des Himmels symbolisiert Transparenz, Ehrlichkeit und die Fähigkeit, das Schöne widerzuspiegeln. Die abschließende Strophe, die das „fromme Herz“ der Jungfrau beschreibt, unterstreicht schließlich ihre Innerlichkeit und ihren edlen Charakter.

Der Schlüssel zur Interpretation liegt in der Beziehung zwischen den beschriebenen Elementen und Marie. Indem der Erzähler diese Dinge liebt, drückt er indirekt seine Wertschätzung für die Eigenschaften aus, die sie verkörpern. Die Betonung von „Schönes, Heiliges“ im Kontext des „stillen Gemüths“ deutet auf eine Verehrung hin, die sowohl ästhetische als auch moralische Werte umfasst. Marie wird nicht direkt gelobt, sondern durch die Naturbilder, die ihre Tugenden symbolisieren, indirekt verehrt.

Die rhetorische Frage am Ende des Gedichts, „Ob ich, Marie, dich wohl lieben mag“, ist mehr als eine bloße Frage. Sie ist eine implizite Bestätigung der Liebe, die durch die vorherigen Beschreibungen bereits zum Ausdruck gebracht wurde. Der Erzähler überlässt es der Marie, die Bedeutung der Metaphern zu erkennen und daraus die Antwort abzuleiten. Dies verleiht dem Gedicht eine besondere Raffinesse und lädt die Leserin ein, aktiv an der Interpretation ihrer eigenen Wertschätzung teilzuhaben. Die Einfachheit der Sprache und die klaren Bilder machen das Gedicht zugänglich und zugleich tiefgründig.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.