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An Lina

Von

Liebchen, kommen diese Lieder
Jemals wieder dir zur Hand,
Sitze beim Klaviere nieder,
Wo der Freund sonst bei dir stand.

Laß die Saiten rasch erklingen,
Und dann sieh ins Buch hinein;
Nur nicht lesen! immer singen!
Und ein jedes Blatt ist dein.

Ach, wie traurig sieht in Lettern,
Schwarz auf weiß, das Lied mich an,
Das aus deinem Mund vergöttern,
Das ein Herz zerreißen kann!

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Gedicht: An Lina von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Lina“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine melancholische Reflexion über die Erinnerung an eine vergangene Liebe und die transformative Kraft der Musik und des Gesangs. Der Dichter wendet sich an seine Geliebte Lina und bittet sie, sich beim Klavierspiel an die gemeinsame Vergangenheit zu erinnern. Die ersten beiden Strophen sind von einer sanften Sehnsucht geprägt, in denen die Musik als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart dient.

Die Aufforderung, die Lieder zu singen statt zu lesen, betont die emotionale Tiefe und die Lebendigkeit des musikalischen Ausdrucks. Die Worte sollen durch den Gesang lebendig werden, die Erinnerung an die geliebte Person und die gemeinsame Zeit am Klavier wachrufen. Nur so kann die wahre Essenz des Liedes erfasst werden. Der Appell „Nur nicht lesen! immer singen!“ unterstreicht die Bedeutung der Interpretation durch die Stimme und die Emotionen, die durch den Gesang transportiert werden.

Die dritte Strophe kippt in einen melancholischen Ton. Der Dichter reflektiert über die Wirkung des geschriebenen Wortes, das in seiner statischen Form „traurig“ erscheint. Das schwarz auf weiß gedruckte Lied wird als leblos wahrgenommen, im Gegensatz zur Lebendigkeit des Gesangs, der einst aus Linas Mund kam und die Seele berührte. Das „Herz zerreißen kann!“ deutet auf die Schmerzlichkeit der Erinnerung und die tiefe Sehnsucht nach der verlorenen Liebe hin.

Goethes Gedicht ist somit eine Hommage an die Kraft der Musik, die Erinnerung und Emotionen lebendig erhalten kann, während das geschriebene Wort, ohne die begleitende Interpretation, eine eher verblasste und manchmal schmerzliche Erinnerung darstellt. Es ist ein Zwiegespräch zwischen dem Dichter und seiner Erinnerung, der durch die Musik und insbesondere durch den Gesang eine Brücke zur Vergangenheit sucht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.