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An Ivan Turgenieff

Von

In Ehrfurcht lass′ mich diesen Gruß dir senden,
Du großer Meister, dem die Macht gegeben,
Den wirr verschlung′nen Knoten, Menschenleben,
Zu lösen mit den sichern, weisen Händen!

Des Zufalls Mißgunst nicht, noch seine Spenden,
Nein! nur der angebor′nen Kräfte Weben,
Des eignen Willens unbezwinglich Streben,
Sind unser Schicksal! Keiner kann es wenden.

Das ist der Bann, von dem wir festgehalten,
Die Haft, der nun und nimmer wir entrinnen,
Was wir versuchen mögen und beginnen!

Du aber bist der Dolmetsch der Gewalten,
Die in dem dunkeln Menschenherzen schalten,
Und, parzengleich, den Schicksalsfaden spinnen!

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Gedicht: An Ivan Turgenieff von Betty Paoli

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Ivan Turgenieff“ von Betty Paoli ist eine Hommage an den russischen Schriftsteller Ivan Turgenjew, die ihn als einen Weisen und Meister der menschlichen Seele preist. Das Gedicht ist von tiefer Ehrfurcht und Bewunderung für Turgenjews Fähigkeit geprägt, das menschliche Leben in seinen komplexen Verstrickungen zu verstehen und darzustellen. Paoli verwendet eine formale, fast feierliche Sprache, um die Bedeutung und das künstlerische Genie Turgenjews zu unterstreichen.

Die ersten acht Verse beschreiben die menschliche Existenz als durch das eigene Streben und den unbezwingbaren Willen bestimmt, nicht durch äußere Zufälle oder Schicksalsgaben. Paoli stellt fest, dass das Schicksal des Menschen im Wesentlichen von inneren Kräften, von der „angeborn’nen Kräfte Weben, / Des eignen Willens unbezwinglich Streben“ abhängt. Dies unterstreicht die Idee der Selbstbestimmung und der Verantwortung des Einzelnen für sein eigenes Leben. Der Mensch ist gefangen in einem „Bann“, einer „Haft“, der er nicht entrinnen kann, unabhängig davon, was er versucht.

Die letzten sechs Verse richten sich direkt an Turgenjew und loben ihn als „Dolmetsch der Gewalten“, als jemanden, der die in den Tiefen des menschlichen Herzens wirkenden Kräfte entschlüsselt und versteht. Sie vergleicht ihn mit den Parzen, den Schicksalsgöttinnen der griechischen Mythologie, die den Lebensfaden spinnen. Dies unterstreicht die Vorstellung, dass Turgenjew in seinen Werken die tiefsten und oft unbewussten Triebfedern des menschlichen Handelns ergründet und darstellt. Er ist derjenige, der Einblicke in die inneren Mechanismen des menschlichen Schicksals gewährt.

Paolis Gedicht ist somit eine Würdigung von Turgenjews literarischem Können, insbesondere seiner Fähigkeit, die Komplexität der menschlichen Natur zu erfassen und darzustellen. Es hebt die Bedeutung von innerer Stärke, Selbstbestimmung und die Suche nach Verständnis hervor. Durch die Anspielung auf die Parzen betont sie die tiefe Einsicht Turgenjews in die Schicksalsfragen und die Bedeutung seiner Arbeit für das Verständnis des menschlichen Lebens. Das Gedicht ist ein Ausdruck von Bewunderung für Turgenjews Werk und seiner Fähigkeit, die tiefsten Geheimnisse der menschlichen Seele zu ergründen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.