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An Hypsäus

Von

Man muß nicht allezeit was Hocherhabnes sagen:
Der allgemeine Witz ist nicht der Hoheit Freund.
Des Weltlichts vollen Glanz kann mancher nicht ertragen,
Der seinen Schimmer liebt, wann er in Wassern scheint.
Nicht jeder Wahrheit Bild kann helle Farben leiden,
Die reizt, wann um ihr Licht ein zarter Schatten spielt.
Uns brennt der Sonne Glut auf unbepflanzten Haiden,
Die uns zur Anmuth strahlt, wenn sie ein Lustwald kühlt.

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Gedicht: An Hypsäus von Friedrich von Hagedorn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Hypsäus“ von Friedrich von Hagedorn plädiert für die Wertschätzung der feinen Zwischentöne und Nuancen in der Kunst und im Leben, anstatt sich ausschließlich dem Erhabenen und Überwältigenden zu widmen. Es ist eine Abkehr von der Vorstellung, dass wahre Größe und Bedeutung immer in grandiosen Ausdrücken oder überwältigenden Erfahrungen zu finden seien. Der Autor wendet sich gegen eine einseitige Konzentration auf das „Hocherhabene“ und betont stattdessen die Bedeutung der subtilen, sanften und oft übersehenen Aspekte.

Hagedorn bedient sich anschaulicher Bilder, um seine Botschaft zu vermitteln. Die Metapher vom „Weltlichts vollen Glanz“, der von manchen nicht ertragen wird, verdeutlicht, dass nicht jeder die volle Intensität und Helligkeit der Wahrheit oder der Kunst verkraften kann. Stattdessen wird die „Schimmer“-Qualität bevorzugt, die in „Wassern scheint“, was auf eine Vorliebe für Reflektion, sanfte Schönheit und die subtilen Variationen des Lichts hindeutet. Das Spiel von Licht und Schatten, das in der nächsten Strophe als „zarter Schatten“ beschrieben wird, der um das „Licht“ der Wahrheit spielt, unterstreicht die Bedeutung der Feinheit und der komplexen Beziehungen, die das Wesentliche ausmachen.

Die Natur dient als weiteres Beispiel für die These des Gedichts. Die „Sonne Glut“ auf „unbepflanzten Haiden“ ist dem Leser unangenehm, während die „Anmuth“ der Sonne in einem „Lustwald“ eine angenehme Erfahrung bietet. Hier wird der Unterschied zwischen dem Überwältigenden und dem Angenehmen in Bezug auf die Natur verdeutlicht. Die unerbittliche Sonne, die auf kahlem Land brennt, ist mit dem erfrischenden Schatten eines Waldes nicht vergleichbar. Diese Gegenüberstellung macht deutlich, dass die wahre Schönheit und der Genuss oft in den ruhigen, geschützten und subtilen Umgebungen zu finden sind, die eine feinere Sensibilität erfordern.

Das Gedicht ist ein Appell an eine differenziertere Betrachtungsweise, die die Schönheit in den feinen Details und in der Subtilität erkennt. Es lehrt, dass die volle Wertschätzung der Welt und ihrer Kunst darin besteht, nicht nur das Großartige zu sehen, sondern auch die scheinbar kleinen, unauffälligen Dinge zu genießen. Dies ist eine Ermahnung, sich nicht vom „allgemeinen Witz“ blenden zu lassen, sondern die individuellen Eindrücke und die persönliche Erfahrung zu schätzen, in denen die wahre Tiefe und der wahre Reiz des Lebens gefunden werden können.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.