Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , ,

An Herrn Uz

Von

Du, der, vom Weine berauscht, die Lust der Erde besungen,
Mir gab Apollo kein lyrisches Spiel
Bespannt mit Saiten von Gold, doch sind mir Lieder gelungen,
Süßklingend sang ich der Seele Gefühl.

Mich hört der eiserne Held, mir horcht der ernste Gesandte,
Herunter kommend vom Stuhle des Herrn,
Auch höret meinen Gesang, wer sonst die Muse verkannte,
Des Geizes Priester, vernehmen ihn gern.

Mir gab Dein liebender Freund der Felsenspringerin Laute,
Oh, ihn nur zu denken wird süßer Gesang
In der ganz sapphischen Brust; der Liebes-Götter Vertraute
Ward ich und habe die Herzen in Zwang!

Mich fühlt der wankende Greis, die abgelebte Matrone,
Mich horcht der Jünglinge klopfendes Herz.
Das Mädchen fürchtet den Pfeil! er rauscht im sapphischen Tone
Laut, wie im Uzischen Liede voll Scherz.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An Herrn Uz von Anna Louisa Karsch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Herrn Uz“ von Anna Louisa Karsch ist eine selbstbewusste Selbstdarstellung einer Dichterin, die ihren eigenen künstlerischen Wert betont und sich über Konventionen hinwegsetzt. Es beginnt mit einem Kontrast zwischen dem berauschten Gesang Uz’ und dem eigenen, von Apollo verweigerten „lyrischen Spiel“. Karsch etabliert sich nicht als Nachahmerin, sondern als eigenständige Stimme, die ihre Erfahrungen und Gefühle in Liedern zum Ausdruck bringt. Trotz fehlender instrumentaler Unterstützung gelingen ihr „Lieder“, die „süßklingend“ die „Seele Gefühl“ wiedergeben.

Die zweite Strophe erweitert den Kreis der Zuhörer und zeigt die universelle Wirkung ihrer Verse. Sowohl „eiserne Helden“ als auch „ernste Gesandte“ und sogar „Geiz’ Priester“ lauschen ihren Liedern. Diese breite Akzeptanz deutet auf die Fähigkeit Karschs hin, unterschiedliche gesellschaftliche Schichten zu erreichen und ihre Botschaften überzeugend zu vermitteln. Die Erwähnung des „Stuhle des Herrn“ könnte auf politische oder religiöse Autoritäten anspielen, was darauf hindeutet, dass ihre Poesie sogar in diesen Kreisen Gehör findet.

Die dritte Strophe offenbart die Quelle ihrer Inspiration und die Tiefe ihrer Emotionen. Durch die „Felsenspringerin Laute“ des Freundes des Adressaten, Uz, und ihre eigene „sapphische Brust“ wird die intime Verbundenheit mit der Liebe und den Liebesgöttern betont. Karsch bekennt sich zur Leidenschaft und behauptet, die Herzen in „Zwang“ zu versetzen. Dies unterstreicht die machtvolle Wirkung ihrer Poesie und ihren Einfluss auf die Gefühle der Zuhörer.

In der abschließenden Strophe wird die allumfassende Wirkung ihrer Kunst nochmals verdeutlicht. Sowohl „der wankende Greis“ als auch „die abgelebte Matrone“ und die „Jünglinge“ fühlen sich von ihren Versen angesprochen. Besonders hervorgehoben wird die Wirkung auf „das Mädchen“, das sich von den Pfeilen der Liebe getroffen fühlt, die Karsch in ihrem „sapphischen Tone“ singt, ähnlich dem humorvollen Stil Uz’s. Dies zeigt, dass Karsch, ähnlich wie Uz, die verschiedenen Facetten der menschlichen Erfahrung in ihren Liedern abbildet und mit ihrer Poesie unterschiedliche Generationen und Lebenslagen anspricht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.