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An Frau Rebekka

Von

Ich habe Dich geliebet und ich will Dich lieben,
Solang’ Du goldner Engel bist;
In diesem wüsten Lande hier, und drüben
Im Lande wo es besser ist.

Ich will nicht von Dir sagen, will nicht von Dir singen;
Was soll uns Loblied und Gedicht?
Doch muß ich heut der Wahrheit Zeugnis bringen,
Denn unerkenntlich bin ich nicht.

Ich danke Dir mein Wohl, mein Glück in diesem Leben.
Ich war wohl klug, daß ich Dich fand;
Doch ich fand nicht. GOTT hat Dich mir gegeben;
So segnet keine andre Hand.

Sein Tun ist je und je großmütig und verborgen;
Und darum hoff’ ich, fromm und blind,
Er werde auch für unsre Kinder sorgen,
Die unser Schatz und Reichtum sind.

Und werde sie regieren, werde für sie wachen,
Sie an sich halten Tag und Nacht,
Daß sie wert werden, und auch glücklich machen,
Wie ihre Mutter glücklich macht.

Uns hat gewogt die Freude, wie es wogt und flutet
Im Meer, so weit und breit und hoch! –
Doch, manchmal auch hat uns das Herz geblutet,
Geblutet… Ach, und blutet noch.

Es gibt in dieser Welt nicht lauter gute Tage,
Wir kommen hier zu leiden her;
Und jeder Mensch hat seine eigne Plage,
Und noch sein heimlichCrève-cœur

.

Heut aber schlag ich aus dem Sinn mir alles Trübe,
Vergesse allen meinen Schmerz;
Und drücke fröhlich Dich, mit voller Liebe,
Vor Gottes Antlitz an mein Herz.

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Gedicht: An Frau Rebekka von Matthias Claudius

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Frau Rebekka“ von Matthias Claudius ist eine tiefgründige Liebeserklärung, die weit über bloße Romantik hinausgeht. Es vereint die beständige Liebe des Dichters zu seiner Frau mit tiefer Dankbarkeit, Glauben und der Akzeptanz des Lebens mit all seinen Freuden und Leiden.

Die ersten Strophen drücken die unerschütterliche Liebe aus, die sowohl im irdischen Leben als auch im Jenseits währt. Claudius verzichtet auf „Loblied und Gedicht“, um die Echtheit seiner Gefühle zu betonen. Er dankt Rebekka für ihr „Wohl“ und „Glück“ im Leben und erkennt an, dass Gott sie ihm geschenkt hat. Diese Anerkennung der göttlichen Fügung verleiht der Liebe eine übergeordnete Bedeutung und verankert sie in einem religiösen Kontext. Die Verwendung von Begriffen wie „segnen“ und die Erwähnung Gottes untermauern die spirituelle Dimension der Beziehung.

In den folgenden Strophen werden die Hoffnungen des Dichters auf die Zukunft ihrer Kinder ausgedrückt. Er betet für ihre Führung und ihr Glück, wie es Rebekka ihm selbst widerfahren ist. Dies zeigt nicht nur die elterliche Sorge, sondern auch die Wertschätzung der Liebe und des Glücks, das sie sich gegenseitig schenken. Die Metapher des Meeres im sechsten Vers symbolisiert das Auf und Ab des Lebens, die Freude, aber auch die Schmerzen, die sie gemeinsam durchlebt haben. Claudius verschweigt die dunklen Momente nicht, sondern integriert sie als Teil des Lebens.

Die abschließenden Strophen lassen die Leser die Akzeptanz von Claudius über die Härten des Lebens erkennen. Er ist sich bewusst, dass es in dieser Welt „nicht lauter gute Tage“ gibt, doch wählt er, die Trauer und den Schmerz zu vergessen und seine Liebe zu feiern. Indem er sich „fröhlich“ an Rebekka „vor Gottes Antlitz“ drückt, findet er Trost und Erfüllung. Das Gedicht ist somit eine Feier der Liebe, die sich durch alle Widrigkeiten des Lebens bewährt und in Dankbarkeit und Glauben ihren Höhepunkt findet. Es ist ein Zeugnis der tiefen Verbundenheit, die über die flüchtige Romantik hinausgeht und in der Beständigkeit der Seele verwurzelt ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.