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An Euphem

Von

Dich schilt ein Staar, ein Papagei:
Das hörst du mit gerechtem Lachen,
Denn dich wird auch ihr Lobgeschrei
Nicht eitel, noch berühmter machen.
Nur Sbrullus sprach jüngst wider dich,
Als er auch wider Größre tobte.
Ist dieses dir so ärgerlich?
Wie? Wärst du stolz, wenn er dich lobte?

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Gedicht: An Euphem von Friedrich von Hagedorn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Euphem“ von Friedrich von Hagedorn ist eine humorvolle und pointierte Auseinandersetzung mit der Wertigkeit von Lob und Kritik, insbesondere von Personen von geringer Bedeutung. Das Gedicht nimmt seinen Ausgangspunkt in der Beobachtung, dass Euphem von einem Star und einem Papagei gescholten wird. Der Autor, ironisch, suggeriert, dass Euphem über diese Kritik lachen sollte, da sie ihn weder verletzen noch in seiner Reputation mindern kann. Der erste Teil des Gedichts etabliert somit eine Distanz zu trivialen Meinungen und legt den Fokus auf die Unfähigkeit der kritischen Stimmen, tatsächlichen Einfluss auszuüben.

Der zweite Teil des Gedichts stellt eine rhetorische Frage, die die eigentliche Moral der Geschichte offenbart. Sbrullus, eine Figur, die wohl als Repräsentant von Unbedeutendheit oder gar Bosheit verstanden werden kann, hat sich gegen Euphem gewandt. Hagedorn fragt rhetorisch, ob diese Kritik für Euphem ärgerlich sei. Die Pointe liegt in der anschließenden Frage: „Wie? Wärst du stolz, wenn er dich lobte?“ Diese Frage kehrt die Logik der meisten Menschen um und stellt die gesamte Bedeutung von Lob und Tadel in Frage.

Hagedorn spielt mit der menschlichen Eitelkeit und der Tendenz, sich von der Meinung anderer beeinflussen zu lassen. Durch die Gegenüberstellung von trivialen Kritiken (von Vögeln) und dem eventuell noch verwerflicheren Lob von Sbrullus unterstreicht er die Idee, dass wahre Wertschätzung und ein hohes Ansehen nicht von der Meinung derer abhängen, die wenig zu bieten haben. Das Gedicht ist ein Appell an die Unabhängigkeit und die Fähigkeit, sich über unwesentliche Meinungen zu erheben.

Der Stil des Gedichts ist klassisch-leicht und elegant. Die einfachen Reime und der klare Sprachduktus zeugen von Hagedorns Fähigkeit, komplexe Themen in einer zugänglichen Form darzustellen. Der humorvolle Unterton, der sich durch die Wahl der Beispiele (Star, Papagei, Sbrullus) zieht, macht das Gedicht zu einem kurzweiligen Lesevergnügen, das gleichzeitig zum Nachdenken anregt. Die Botschaft ist zeitlos und relevant, da sie sich mit der menschlichen Natur und dem Streben nach Anerkennung auseinandersetzt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.