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An eine Feder 17. Jänner 1834

Von

Danke, danke, süße Feder!
Liebchen ist es, die dich schnitte,
Solche Huld geschieht nicht jeder,
Denn sie hat nach Kindersitte
Dich mit ihrem Mund benetzet,
Ihre süße linde Lippe,
Die noch nie ein Kind verletzet,
Küßte lindernd deine Nippe,
Und du trankst auch eine Zähre,
Die um mich sie hat vergossen,
Federchen nicht mehr begehre,
Du hast Lust und Leid genossen,
Schwarz will ich dich nie betinten,
Tinte ist so herb und bitter
Und ein Linderkuß gleicht linden
Rosen um ein Perlengitter
Komm und schreib:
Mit meinem Blute
Das die Linde hat versüßet,
O du liebe, süße, gute!
Sei vom treusten Herz gegrüßet
Das an deinem Herzen ruhte
Und gerungen und gebüßet
Und geküßt die scharfe Rute
Wie ein Kind, als sie erblühte
Unter deinen linden Händen,
O du Überfluß der Güte
Willst du nicht dein Werk vollenden?
Lasse doch die Dornenhiebe
Rosen deiner Seele tragen,
Daß mein Blut sich Ruh erschriebe:
Laß die linde Lippe sagen:
Ich vergebe, denn ich liebe.

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Gedicht: An eine Feder 17. Jänner 1834 von Clemens Brentano

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An eine Feder“ von Clemens Brentano ist eine innige Liebeserklärung, die sich in Form eines Dialogs mit einer Feder entfaltet. Es ist durchzogen von Verehrung, Sehnsucht und der Hoffnung auf Versöhnung. Der Autor adressiert die Feder, die von seiner Geliebten geschnitten wurde, und huldigt ihr, da sie durch ihre Berührung und das Eintauchen in ihren Mund einen besonderen Wert erlangt hat.

Die Metaphorik des Gedichts ist reich und vielschichtig. Die Feder, durch die Liebste geschnitten und befeuchtet, wird zum Medium der Liebesbotschaft. Die Tränen, die auf die Feder fließen, symbolisieren das Leid und die Sehnsucht des Sprechers. Er verzichtet auf die Verwendung von schwarzer Tinte, da sie für ihn zu herb und bitter ist, und wünscht sich stattdessen, seine Worte mit seinem eigenen Blut zu schreiben. Dies unterstreicht die Intensität und Tiefe seiner Gefühle sowie den Wunsch nach einer Verbindung, die über das Materielle hinausgeht. Das „Blut“ des Autors, das die Feder schmücken soll, stellt eine Verbindung zur Geliebten her und symbolisiert die tiefe emotionale Verbundenheit, die er mit ihr teilt.

Die Sprache des Gedichts ist lyrisch und von einer zarten, liebevollen Melodie geprägt. Brentano verwendet eine Vielzahl von Bildern, um die Gefühle des Sprechers auszudrücken: „Linderkuß“, „Rosen um ein Perlengitter“, „Dornenhiebe“, „Rosen deiner Seele“. Diese Bilder erzeugen eine Atmosphäre der Romantik und des Verlangens nach Harmonie und Versöhnung. Die abschließenden Zeilen, in denen er um Vergebung bittet und die Liebste auffordert, ihre Liebe zu bekunden, zeugen von der Hoffnung auf Heilung und Neubeginn.

Die Struktur des Gedichts, durch die Wiederholung von liebevollen Anreden und die Verwendung von Fragen, erzeugt einen intimen Dialogcharakter. Es zeigt nicht nur die Liebe des Sprechers, sondern auch seine Bereitschaft zur Buße und zur Vergebung. Die Zeile „Ich vergebe, denn ich liebe“ verdeutlicht die transformierende Kraft der Liebe und die Hoffnung auf Versöhnung. Insgesamt ist das Gedicht ein berührendes Zeugnis der tiefen Liebe, des Leids und der Hoffnung auf ein glückliches Ende, ausgedrückt in einer sehr persönlichen und ergreifenden Form.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.