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An die Muse

Von

Willst du den allerhöchsten Zevs erhöhen,
Der sein allmächtig Haupt bewegt,
Und den Olymp erschüttert? oder Athenäen,
In diesem Haupt gepflegt,

Die mit bestälter Esche, nimmer müde,
Den Typhon, den Encelados
Zurückewarf, und mit der ewigen Aegide
Die Felsen, ihr Geschoss?

Singst du den ersten König in die Saite,
Die Patareus dir aufgespannt?
Ihn? oder seinen Bruder? oder wählst du heute
Den Gwelfen Ferdinand?

In königlicher Weisheit unterwiesen,
Zu Kriegestugenden erhitzt,
Sind beide hoher Hymnen werth. – Bald singe diesen,
O Muse! jenen itzt.

Wohlan, mein Lied! spann‘ alle deine Segel
Bis an den Wimpel auf, und sprich:
Als der Monarch, den Sprea, Viadrus und Pregel
Anbeten, Friederich-

Arminius, von Völkern angefallen,
Die Neid und Wahn und Hass verband,
Mit seinem Donner nicht allgegenwärtig allen
Und ewig widerstand:

Da brach, genährt im sorgelosen Frieden,
Gleich einem neuen Meteor,
Das den Orion auslöscht und die Tyndariden,
Prinz Heinrichs Geist hervor.

Als Jüngling schlief er ehmals in der Höhle
Anoniens, und war die Lust
Der Musen; itzt erhöheten sie seine Seele:
Mit unbewegter Brust

Hielt er der Söhne Teuts verschworne Heere
Züruck von unsrer Flur; (so stand
Das Isthmische Gebirge, trennte beide Meere,
Ward zweyer Völker Band;)

Und plötzlich schlug er die betäubten Schaaren,
Und krönete, diess war der Schluss
Der Götter! jene zwölf Herkulischen Gefahren
Des Deutschen Genius.

Wagst du noch mehr zu singen? – Dass der Sieger,
So weit er in der Feinde Land
Mit seinem Lager flog, gesegnet, seine Krieger
Zum Wohlthun ausgefandt?

Selbst unerforschlich, jeden Anschlag kannte?
Früh thätig, jeden hintertrieb? –
Nein; sage, dass ihn Friedrich selbst den Feldherrn nannte,
Der ohne Fehler blieb.

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Gedicht: An die Muse von Karl Wilhelm Ramler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Muse“ von Karl Wilhelm Ramler ist eine Ode, die die Muse auffordert, über den preußischen König Friedrich II. (den Großen) zu singen. Es ist ein Lobgesang auf den Herrscher, der ihn in den Kontext antiker Helden und Götter stellt und seine Leistungen in Krieg und Frieden feiert. Ramler wählt eine pathetische Sprache, die von Anspielungen auf die griechische Mythologie und antike Dichter geprägt ist, um die Größe Friedrichs zu unterstreichen.

In den ersten Strophen wird die Muse aufgefordert, sich zu entscheiden, ob sie die Götter des Olymps oder andere Helden besingen soll. Der Dichter stellt zunächst verschiedene Möglichkeiten in den Raum, darunter Zevs, Athene oder auch andere Könige. Dies dient dazu, die Bedeutung Friedrichs hervorzuheben, indem seine Taten mit denen der großen antiken Figuren verglichen werden. Die Wahl fällt schließlich auf Friedrich, der als würdig erachtet wird, besungen zu werden. Die Anspielung auf „Gwelfen Ferdinand“ und die Erwähnung des „Patareus“ (möglicherweise ein Verweis auf Friedrichs Militärberater) zeigen Ramlers Bemühen, aktuelle politische Ereignisse und Personen in sein Gedicht zu integrieren und mit mythologischen Verweisen zu verschmelzen.

Die folgenden Strophen widmen sich der Beschreibung Friedrichs und seiner Taten. Er wird als Feldherr, Staatsmann und Beschützer seines Volkes dargestellt. Ramler hebt Friedrichs Weisheit, seine Tapferkeit und seine Fähigkeit hervor, sein Reich vor Feinden zu schützen. Dabei werden Vergleiche zu antiken Helden wie Arminius gezogen, um die Größe des preußischen Königs zu veranschaulichen. Die Metapher des „neuen Meteors“ im Vergleich zu mythologischen Figuren deutet auf die Erhabenheit und den neuen Glanz hin, den Friedrich in das Reich gebracht hat. Der Hinweis auf die „Herkulischen Gefahren“ des deutschen Genius ist ein weiteres Beispiel für die Verwendung mythologischer Elemente zur Verherrlichung Friedrichs.

Der abschließende Teil des Gedichts preist Friedrichs Tugenden, insbesondere seine Fähigkeit, Frieden zu stiften und seinen Einfluss positiv zu nutzen. Ramler betont, dass Friedrich ein Feldherr war, der ohne Fehler blieb, und preist somit seine militärische Leistung und seine moralische Integrität. Das Gedicht endet mit einer Lobpreisung des Königs, die die traditionellen Attribute eines Herrschers mit den Verdiensten eines Feldherrn verbindet. Die Frage am Ende, ob die Muse noch mehr singen wolle, impliziert, dass Friedrichs Taten so umfassend und großartig sind, dass sie kaum in einem Gedicht erfasst werden können.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.