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An die Kunst

Von

Dir, heil′ge Kunst, dir hab′ ich mich ergeben!
Nicht drängt′ ich mich, du riefst mich zum Altare,
Ich rang mit dir, ob ich mich frei bewahre,
Du siegtest, nimm mich denn auf Tod und Leben!

Nun wollen Träume meinen Blick umweben,
Ich aber schau′ hinab auf ernste Jahre,
Doch, wie sich auch zum Kampf der Pöbel schare,
Am Ende siegt ein gottgebornes Streben.

Viel trage ich, doch schlägt mir die Entbehrung
Der Welt-Idee, auf deren Leib ich hoffe,
Durch Puppen-Larven leicht die Todeswunde.

Was tut′s? Die echte Zeugung ist Entleerung
Des Einzelwesens von dem Weltenstoffe
Und geht mit ihrem Vater nicht zugrunde.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An die Kunst von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Kunst“ von Friedrich Hebbel ist eine feierliche Huldigung an die Kunst als höchstes Ideal und eine Selbstverpflichtung des Dichters. Das Gedicht beginnt mit einem Bekenntnis der Hingabe: Der Dichter hat sich der Kunst „ergeben“, sie hat ihn gerufen und er hat sich ihr freiwillig unterworfen. Dies deutet auf eine tiefe Überzeugung und eine persönliche Berufung hin, die den Dichter dazu antreibt, sein Leben der Kunst zu widmen.

In der zweiten Strophe wird die Zukunft des Dichters reflektiert. Trotz der Widrigkeiten, die er erwartet, wie den „Kampf der Pöbel“ (also der Kritik und des Unverständnisses der Masse), ist er davon überzeugt, dass das „gottgeborne Streben“ der Kunst am Ende siegen wird. Dies zeugt von einem unerschütterlichen Glauben an die Macht und den Wert der Kunst, die über kurzlebige Kritik hinaus Bestand hat. Es ist eine Vision, in der die Kunst als etwas Göttliches und Ewiges betrachtet wird, dem sich der Dichter verpflichtet fühlt.

Die dritte Strophe drückt Schmerz über die Entbehrung der „Welt-Idee“ aus, welche die Quelle des künstlerischen Schaffens ist. Die „Puppen-Larven“ repräsentieren hier wahrscheinlich oberflächliche oder unechte Kunstwerke, die den Dichter verletzen. Dieser Teil des Gedichts zeigt die innere Zerrissenheit des Künstlers, der mit Leidenschaft und Ehrfurcht seiner Aufgabe nachgeht, aber gleichzeitig die Schwierigkeiten und Enttäuschungen des künstlerischen Schaffens erfahren muss.

Die abschließenden Verse bieten eine tröstliche Perspektive. Die „echte Zeugung“ der Kunst wird als eine „Entleerung“ des Individuums von der Welt verstanden, welche jedoch nicht zu Grunde geht, da sie eine tiefere Verbindung zum „Weltenstoffe“ hat. Das bedeutet, dass wahre Kunst über das individuelle Ich hinausgeht und Teil eines größeren Ganzen ist, das unsterblich ist. Somit wird die Kunst als ein Prozess der Transformation und des Überdauerns gesehen, der dem Künstler Trost und Sinn gibt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.