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An die Königin Luise von Preussen (3. Fassung)

Von

Erwäg ich, wie in jenen Schreckenstagen,
Still deine Brust verschlossen, was sie litt,
Wie du das Unglück, mit der Grazie Tritt,
Auf jungen Schultern herrlich hast getragen,

Wie von des Kriegs zerrißnem Schlachtenwagen
Selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt,
Wie, trotz der Wunde, die dein Herz durchschnitt,
Du stets der Hoffnung Fahn uns vorgetragen:

O Herrscherin, die Zeit dann möcht ich segnen!
Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen,
Wie groß du warst, das ahndeten wir nicht!

Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert;
Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert,
Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!

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Gedicht: An die Königin Luise von Preussen (3. Fassung) von Heinrich von Kleist

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Königin Luise von Preussen“ von Heinrich von Kleist ist eine Hommage an die preußische Königin und eine Reflexion über ihre Tapferkeit und Stärke während der napoleonischen Kriege. Das Sonett, verfasst in der dritten Fassung, zeichnet ein Bild von Luise als einer Frau, die inmitten von Leid und Unglück Anmut und Hoffnung verkörperte.

Die ersten acht Verse, die im klassischen Sonett-Stil den Octett-Teil bilden, beschreiben eindrücklich die schwierigen Umstände, in denen sich die Königin befand. Kleist betont ihre innere Stärke, ihr „verschlossenes“ Herz, das still ihre Leiden ertrug. Die „Grazie Tritt“ (Anmut) auf ihren „jungen Schultern“ deutet auf ihre Fähigkeit hin, Würde und Stärke selbst in den schlimmsten Zeiten zu bewahren. Die Zeilen spiegeln die Hilflosigkeit der Männer wider, die sich an sie wandten, und die Bedeutung, die sie als Quelle der Hoffnung und des Trostes hatte. Es wird ein Bild der Königin gezeichnet, die trotz der „Wunde“ in ihrem Herzen, die „Fahn“ der Hoffnung vorantrug.

Die letzten sechs Verse, das Sestett, manifestieren Kleists Bewunderung und Ehrfurcht. Der Dichter segnet die Zeit der Königin und erkennt nun ihre wahre Größe an. Er beschreibt ihre Anmut, die auf das Volk „niederregnete“. Die Metapher des Sterns, der erst in der Dunkelheit der „finsteren Wetterwolken“ zu voller Pracht erstrahlt, wird verwendet, um die Königin zu ehren. Dies unterstreicht die Idee, dass ihre wahre Stärke und ihr Glanz erst in den schweren Zeiten der Kriegsnot sichtbar wurden.

Insgesamt ist das Gedicht eine Würdigung der Königin Luise als Symbol der Widerstandsfähigkeit, der Hoffnung und der Anmut. Kleist nutzt eine gehobene, pathetische Sprache und Metaphern, um die königliche Figur zu verherrlichen und ihren Einfluss auf das preußische Volk in den Zeiten der Krise zu betonen. Das Gedicht ist nicht nur eine Lobeshymne, sondern auch eine Ermutigung, Hoffnung und Stärke in den dunkelsten Stunden zu bewahren.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.