Ihr Gönner des Geschmacks! Ihn würdig zu erhöhn,
Ahmt so dem Colbert nach, wie Colbert dem Mäcen.
Vedienet Ruhm und Dank. Doch wollt ihr Künste bessern,
So wählt die rechte Zeit, die Künstler zu vergrößern.
Seid auch den Dichtern hold: Versorgt und rühmet sie;
Nur jenes nicht zu spät, und dieses nicht zu früh!
An die heutigen Beförderer
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „An die heutigen Beförderer“ von Friedrich von Hagedorn ist eine ironische Kritik an den Mäzenen und Förderern der Kunst seiner Zeit. Es beginnt mit einer schmeichelhaften Anrede an die „Gönner des Geschmacks“, die in ihrer Förderung der Kunst Colbert nachahmen sollen – und indirekt Colbert, der seinerseits Mäzenen nacheifern sollte. Dieser Aufbau deutet bereits auf eine Distanzierung und eine gewisse Ironie in der Lobpreisung hin. Der Dichter scheint zu suggerieren, dass die heutigen Förderer zwar ihren Beitrag leisten, aber dieser möglicherweise nicht von gleicher Qualität ist wie in früheren Epochen.
Die eigentliche Kritik versteckt sich in den nachfolgenden Zeilen. Der Dichter lobt die Mäzene für ihren Ruhm und Dank, weist aber subtil darauf hin, dass es noch Verbesserungspotenzial gibt („Doch wollt ihr Künste bessern“). Er fordert die Förderer auf, die Künstler zur richtigen Zeit zu unterstützen („So wählt die rechte Zeit, die Künstler zu vergrößern“). Diese Forderung impliziert, dass die Förderung möglicherweise nicht immer optimal erfolgt oder zu spät kommt, was die Entwicklung der Künstler behindern könnte. Die Formulierung ist vage genug, um nicht direkt anzugreifen, aber deutlich genug, um die Notwendigkeit einer differenzierteren Förderung zu unterstreichen.
Die letzten beiden Zeilen richten sich speziell an die Dichter, die, wie alle Künstler, die Unterstützung der Mäzene benötigen. Hagedorn fordert sie auf, die Dichter „zu versorgen und zu rühmen“. Die eigentliche Kritik versteckt sich hier jedoch in der Einschränkung: „Nur jenes nicht zu spät, und dieses nicht zu früh!“. Diese Zeilen offenbaren das eigentliche Problem: Förderer neigen dazu, Künstler entweder zu spät finanziell zu unterstützen, wenn der Hunger nach Ruhm schon gross ist, oder sie zu früh zu loben, bevor ihre Fähigkeiten wirklich ausgereift sind. Die Ironie liegt darin, dass die Förderer durch ihre Handlungen letztlich dem Talent im Wege stehen, anstatt es zu fördern.
Insgesamt ist das Gedicht eine elegante und subtile Kritik an der Kultur der Kunstförderung seiner Zeit. Hagedorn setzt rhetorische Mittel wie Lob und Ironie ein, um die Fehler und Schwächen der Mäzene aufzuzeigen. Er fordert eine klügere und gezieltere Förderung, die das Potenzial der Künstler zur richtigen Zeit entfaltet, anstatt sie entweder zu unterdrücken oder durch übertriebenes Lob zu schaden. Das Gedicht ist somit ein Appell an die Förderer, ihre Rolle ernst zu nehmen und sich ihrer Verantwortung gegenüber den Künstlern bewusst zu werden.
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