Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
,

An die Herren X und Y

Von

Welch Feuer muß in eurem Busen lodern!
Ihr habt den Mut, euch kühn herauszufodern.
Doch eure Klugheit hält dem Mute das Gewicht:
Ihr fodert euch, und stellt euch nicht.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An die Herren X und Y von Gotthold Ephraim Lessing

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Herren X und Y“ von Gotthold Ephraim Lessing ist eine prägnante, satirische Kritik an einer unspezifischen Form des Großtuns und der Selbstüberschätzung, die durch die Form einer Zweizeiler-Antithese transportiert wird. Es nutzt eine einfache, aber wirkungsvolle Sprache, um ein komplexes Thema zu behandeln, und konzentriert sich auf die Diskrepanz zwischen großem Anspruch und tatsächlicher Leistung.

Das Gedicht beginnt mit einer scheinbar lobenden Wendung: „Welch Feuer muß in eurem Busen lodern!“. Diese einleitende Zeile ist jedoch bereits mit leichter Ironie versehen. Das „Feuer“ deutet auf Leidenschaft, Mut und Tatendrang hin, bereitet den Boden für das, was folgen wird. Der zweite Teil des Gedichts entlarvt diese anfängliche Einschätzung durch einen direkten Kontrast. Die folgenden Verse, „Ihr habt den Mut, euch kühn herauszufordern./Doch eure Klugheit hält dem Mute das Gewicht:“, verdeutlichen, dass die angesprochenen Herren zwar den Mut haben, sich selbst herauszufordern, aber aufgrund ihrer Klugheit oder vielleicht ihrer Vorsicht, keinen Schritt weitergehen.

Die Pointe des Gedichts liegt in der dialektischen Auflösung. Die Schlusszeile, „Ihr fodert euch, und stellt euch nicht“, ist eine elegante Zusammenfassung des Problems. Die Herren fordern sich selbst heraus, was auf ein gewisses Selbstbewusstsein hindeutet, aber sie gehen nicht über diese Selbstforderung hinaus. Sie bleiben passiv, anstatt aktiv zu werden und ihren Ansprüchen Taten folgen zu lassen. Lessing kritisiert hier also nicht nur die Prahlerei, sondern auch die Inaktivität, die hinter einem großen Anspruch steckt.

Die Wahl der Adressaten, „Herren X und Y“, ist bezeichnend. Sie entzieht dem Gedicht die spezifische Personalisierung und macht es universeller. Dadurch wird die Kritik verallgemeinert und auf eine größere Gruppe von Menschen übertragbar, die sich in ähnlicher Weise verhalten. Lessing vermeidet es, konkrete Personen zu nennen, was die zeitlose Relevanz der Botschaft unterstreicht. Die Kürze und Prägnanz des Gedichts, zusammen mit der scharfen Beobachtungsgabe, machen es zu einem wirkungsvollen Beispiel für satirische Poesie.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.