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An die Hausgeister

Von

Wieder in dem alten Gleise
Rollt das Rad der Tage nun;
Von des Lebens irrer Reise
Kehr′ ich, um in euerm Kreise
Froh und glücklich auszuruhn.
Meines Vaterhauses Laren,
Mich vor Irrsal zu bewahren,
Hütet mich bei Tag und Nacht,
Wie ihr, euern Reigen schlingend,
Süße Lieder leise singend,
Meine Wiege schon bewacht!

Nun aufs neu mit Glockenklange
Weckt mich, wenn der Morgen graut!
Bei der Schwalbe Frühgesange,
Die sich an dem Bogengange
Heimatlich ihr Nest gebaut,
Sei ich in der Dämmerfrische
An dem trauten Arbeitstische
Von der Bücherwelt umringt,
Während ihr mit lust′gem Klettern
Aus den Schränken, von den Brettern
Mir die lieben Bände bringt!

Gern dann lausch′ ich euren Spielen,
Wenn – als ob vom Wind bewegt
Leichte Blätter niederfielen –
Auf den Treppen, auf den Dielen
Trippelnd sich eu′r Fußtritt regt;
Wenn ihr klingelt an den Schellen,
Lachend, wie das lust′ge Gellen
Auf dem Flur ein Echo weckt,
Oder, mit den Händchen klappend,
Durch das Morgendämmer tappend,
Euch mit unsern Gnomen neckt.

Oder nachts mit den Geschwistern
Und den Freunden am Kamin
Hör′ ich in der Flamme Knistern
Eure Stimmen leise flüstern;
Aennchen sitzt auf meinen Knien
Und erzählt uns schöne Märchen,
Sei es vom verliebten Klärchen,
Wie es sich im Wald verlief,
Oder von der Dornenhecke,
Wo im sicheren Versteckte
Röschen hundert Jahre schlief.

Spielend mit den blonden Locken,
Küss′ ich das geliebte Kind;
Bertha sitzt indes am Rocken,
Und das Spinnrad ohne Stocken
Schnurrt im Kreise pfeilgeschwind;
Von des Herbstes Blättertreiben
Klirren oft die Fensterscheiben,
Draußen rauscht der Eichenbaum,
Und, zu meinen Füßen liegend,
Bellt, sich fester an mich schmiegend,
Oft das Windspiel auf im Traum.

Aber von den Glockentürmen
Mahnt zum Schlaf der zwölfte Schlag;
Euch; ihr Laren, uns von Stürmen
Und vor Flammennot zu schirmen,
Euch befehl′ ich dieses Dach!
Wacht an unser aller Bette,
Und auf jede Lagerstätte
Gießt der Träume goldne Flut,
Bis im Schlaf ein Lächeln sage,
Wie das Herz vor Freude schlage,
Das an dem der Heimat ruht!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An die Hausgeister von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Hausgeister“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine Hommage an die Geborgenheit des familiären Zuhauses und eine Beschwörung der schützenden Geister, die dieses beschützen. Es ist eine Idylle, die von der Sehnsucht nach Ruhe, Geborgenheit und der Gemeinschaft mit geliebten Menschen geprägt ist. Der Dichter kehrt von einer „irren Reise“ des Lebens zurück, um im Kreis der Familie und der Hausgeister Trost und Glück zu finden.

Das Gedicht ist in fünf Strophen aufgebaut, die jeweils unterschiedliche Aspekte des häuslichen Lebens beleuchten. Die erste Strophe etabliert das Vertrauen in die Hausgeister, die den Dichter seit seiner Kindheit behüten und beschützen. Die folgenden Strophen beschreiben detailliert die Freuden des Alltags: die Arbeit am Schreibtisch, das Spiel der Geister im Haus, die gemütlichen Stunden am Kaminfeuer mit Märchenerzählungen und das friedliche Zusammensein mit der Familie. Die Bilder sind warm und einladend, die Sprache ist sanft und melodisch.

Die Hausgeister sind hier nicht nur passive Beschützer, sondern auch aktive Teilnehmer am Familienleben. Sie wecken den Dichter am Morgen, bringen ihm Bücher, spielen Streiche und flüstern am Kamin Geschichten. Sie sind Verkörperungen der Heimeligkeit, die das Haus zu einem sicheren Hafen machen. Das Gedicht erzeugt eine Atmosphäre der Harmonie und des Wohlbefindens, in der die kleinen Freuden des Alltags geschätzt werden.

Im letzten Abschnitt wird die zentrale Bedeutung des Schutzes durch die Hausgeister nochmals betont. Der Dichter bittet sie, die Familie vor Stürmen und Gefahren zu bewahren und ihnen süße Träume zu schenken. Das Gedicht endet mit einem Gefühl des Friedens und der Dankbarkeit, eine Reflexion über die Wichtigkeit von Familie, Heimat und den Schutz, den diese bieten. Es ist ein Loblied auf das einfache Leben und die Sehnsucht nach Geborgenheit.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.