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An den Hoch-Edlen Gestrengen…

Von

Ihr Nordstern letzter Zeit / des Vaterlandes Stütze:
Die einig noch nicht bricht / nun Kirch und Hauß verfällt
Den Ach und Noth nicht pocht. 0 unerschreckter Held
An dem man einig siht wie steiff sich Tugend schütze:

Ihr / der uns lehrt was Kunst Hoch-Edlem Blutte nütze;
Herr / dessen Lob / die itzt noch ungebor’ne Welt
Wird rühmen / wenn wir Staub / Adel ich muß ins Feld
Mein hart Verhängnüß rufft mich wider an die Spitze.

O Vater gute Nacht! der mich itzt von Euch reißt
Vnd durch die wilde See in ferne Gräntzen, weißt
Erhalte dise Hand die ich so traurig küsse.

Ich wündsche nicht nur mit. Sol unser Land vergehn
So muß durch euren Rath / was ligt und sinckt auffstehn
O! daß mein Land mit, mir Euch doch bald frölich grüsse!

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Gedicht: An den Hoch-Edlen Gestrengen... von Andreas Gryphius

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An den Hoch-Edlen Gestrengen…“ von Andreas Gryphius ist eine Huldigung an eine hochgestellte Persönlichkeit, die als letzte Stütze des Vaterlandes in einer Zeit des Verfalls und der Not betrachtet wird. Die eröffnenden Verse preisen die standhafte Tugend und Tapferkeit des Adressaten, der inmitten von Krieg und Unglück als Vorbild dient. Gryphius betont die Bedeutung des Adligen, der als moralische Instanz und Beschützer der Kirche und des Hauses fungiert, also der wesentlichen Säulen der Gesellschaft.

Im zweiten Teil des Sonetts, in dem Gryphius seine Abschiedsworte formuliert, wandelt sich die Bewunderung in eine persönliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Schicksal. Er erkennt die Bedeutung der hochstehenden Persönlichkeit als Lehrer der Tugend, dessen Ruhm auch zukünftige Generationen preisen werden. Gleichzeitig wird der Dichter selbst vom Schicksal in den Krieg gerufen. Diese persönliche Tragik, die er im Kontrast zu dem Heldenhaften des Angesprochenen setzt, verdeutlicht die Zerrissenheit des Individuums in einer Zeit der politischen und gesellschaftlichen Krise.

Die Schlusspassagen offenbaren eine tiefe Sehnsucht nach dem Vaterland. Gryphius bittet um den Segen des Adligen, der ihn von seinem Abschiedsschmerz tröstet. Trotz seiner eigenen Not und des drohenden Untergangs des Vaterlandes ist sein größter Wunsch, dass die Ratschläge des Adligen zur Rettung des Landes beitragen mögen. Durch diese Wünsche drückt Gryphius seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft aus und verbindet seine persönliche Erfahrung mit dem Schicksal seines Landes.

Die Sprache des Gedichts ist typisch für die Barockzeit, geprägt von Pathos, rhetorischen Fragen und einer Verehrung des Adligen, der im Mittelpunkt steht. Gryphius nutzt eine gehobene Sprache, um die Bedeutung der angesprochenen Persönlichkeit zu unterstreichen. Die emotionale Tiefe und die persönliche Verzweiflung des Dichters, die durch die Abschiedsformel und die Wünsche nach dem Wohl des Landes deutlich werden, verleihen dem Gedicht eine zusätzliche Bedeutung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.