An Anna aus der Ferne
Aurora, schlummre noch an deines Liebsten Brust,
es ist der tiefen Nacht kein Morgen noch bewußt.
Diana führt die Sternen
noch höher in die Luft,
will weiter von mir lernen,
was ich ihr vorgeruft.
Neun Stunden sind nun gleich von Nächten durchgebracht,
Neun Stunden hab′ ich nun an Korilen gedacht,
an Korilen, die schöne,
von der ich bin so weit,
drum klinget mein Getöne
nach Nichts denn Traurigkeit.
Nehmt Korilen in Acht, ihr Wächter aller Welt,
für ihren treuen Sinn, den sie mir vorbehält.
Ich will nicht müde werden
in ihrer festen Pflicht,
bis daß der Feind der Erden
auch mir mein Urtheil spricht.
Aurora, lege nun um dich den Purpurflor.
Der junge Tag tut auf der Eos güldnes Thor.
Wirst du mein Lieb ersehen,
so gieb ihr einen Wink,
als mir von ihr geschehen,
indem ich von ihr ging.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „An Anna aus der Ferne“ von Paul Fleming ist ein sehnsuchtsvoller Liebesbrief, der die Entfernung und die Sehnsucht nach der Geliebten Korilen thematisiert. Das Gedicht ist in drei Strophen gegliedert, die jeweils acht Verse umfassen und von einem Reimschema (ABAB CDCD) geprägt sind. Die Sprache ist geprägt von barocker Rhetorik, die durch die Verwendung von Personifikationen und Anspielungen auf die griechische Mythologie, wie Aurora und Diana, verstärkt wird.
Die erste Strophe beschreibt die tiefe Nacht, in der Aurora (die Morgenröte) noch schläft und Diana (die Mondgöttin) die Sterne am Himmel führt. Der Dichter nutzt diese Nacht, um seine Sehnsucht nach Korilen auszudrücken. Er scheint unruhig zu sein und die Zeit vergeht nur langsam. Die zweite Strophe vertieft die Thematik der Sehnsucht. Neun Stunden sind vergangen, und der Dichter hat ununterbrochen an Korilen gedacht. Die Wiederholung ihres Namens und der Ausdruck der Traurigkeit verdeutlichen die Intensität seiner Gefühle und die Schwere der Trennung. Er bittet die Wächter der Welt, auf Korilen acht zu geben, und bekräftigt seinen Wunsch, ihr treu zu bleiben.
In der dritten Strophe kündigt sich der Morgen an. Aurora erhebt sich am Horizont und öffnet die Tore des jungen Tages. Der Dichter bittet Aurora, seiner Geliebten einen Wink zu geben und sie an seine Liebe zu erinnern, so wie er beim Abschied von ihr einen Gruß erhalten hat. Diese Bitte deutet auf eine zarte Hoffnung auf Wiedersehen und die Sehnsucht nach der Rückkehr zu Korilen hin. Das Gedicht schließt mit einem Gefühl der Hoffnung und des Wunsches nach baldiger Vereinigung.
Insgesamt ist das Gedicht ein Ausdruck tief empfundener Liebe und Sehnsucht, der durch die elegante Sprache und die klassischen Anspielungen einen besonderen Reiz erhält. Die Verwendung von Personifikationen und die Anrufung der Himmelskörper verleihen dem Gedicht eine romantische Atmosphäre. Es ist ein klassisches Beispiel für die Liebeslyrik des Barock, in dem die Entfernung und die Sehnsucht nach der geliebten Person im Mittelpunkt stehen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.