Ich seh′ dein Haupt mit Lorbeern reich bekränzt,
Doch auch vom Schnee des Alters weiß umglänzt.
O, kauftest du, der Welt, wie dir, zum Glück,
Jetzt für den Kranz die Locken dir zurück!
Du wurdest durch den Ruhm, der dich verklärt,
Des Lebens, das er kostet, doppelt wert:
Warum versagt dir die Natur den Preis?
Welch einen Jüngling gäbe solch ein Greis!
An —
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „An -“ von Friedrich Hebbel ist eine subtile Auseinandersetzung mit den Themen Ruhm, Alter und dem Verlust der Jugendlichkeit. Es beginnt mit einer direkten Ansprache und einer Beschreibung des Betrachteten, dessen Haupt sowohl mit Lorbeer gekrönt als auch vom weißen Haar des Alters gezeichnet ist. Die ersten beiden Zeilen etablieren einen Kontrast zwischen Ruhm und dem Verfall, der durch das Älterwerden unweigerlich eintritt. Die Frage nach dem „Glück“ des Betrachteten, der durch den Ruhm so geehrt wird, deutet bereits auf eine Ambivalenz des Dichters hin.
Der zweite Teil des Gedichts intensiviert diese Ambivalenz. Der Dichter drückt den Wunsch aus, dass der Betrachtete die Jugend zurückgewinnen könnte, um den Ruhm, der ihm zuteil wurde, vollends genießen zu können. Die Zeilen „Du wurdest durch den Ruhm, der dich verklärt, / Des Lebens, das er kostet, doppelt wert“ deuten darauf hin, dass der Ruhm, der den Betrachteten auszeichnet, ihn auch etwas gekostet hat: die Jugend, die Unbeschwertheit und möglicherweise auch die Lebendigkeit des Lebens. Der Ruhm erhöht den Wert des Lebens, doch das Alter scheint einen Preis dafür zu fordern.
Die letzten beiden Zeilen sind als rhetorische Frage formuliert, die die Tragik des Alters und die Unfähigkeit der Natur, die Jugend zurückzugewinnen, hervorhebt. „Warum versagt dir die Natur den Preis?“ stellt eine direkte Anklage an die Vergänglichkeit des Lebens dar. Der Ausruf „Welch einen Jüngling gäbe solch ein Greis!“ verdeutlicht den Wunsch nach einer Wiederherstellung der Jugend, gekoppelt mit dem Wissen und der Erfahrung, die der Betrachtete durch den Ruhm erlangt hat.
Insgesamt ist das Gedicht eine Reflexion über die Vergänglichkeit und die Unvermeidlichkeit des Alterns, im Kontrast zum Ruhm und der Bedeutung, die der Mensch im Laufe seines Lebens erlangen kann. Es ist eine bittersüße Betrachtung, die die Schönheit des Ruhms anerkennt, aber auch die Trauer über den Verlust der Jugend und die damit verbundene Lebenskraft zum Ausdruck bringt. Hebbel stellt hier die Frage nach dem Wert des Ruhms in Bezug auf die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens.
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Lizenz und Verwendung
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