Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , ,

Am Rheine schweb ich her und hin…

Von

Am Rheine schweb ich her und hin
Und such den Frühling auf
So schwer mein Herz, so leicht mein Sinn
Wer wiegt sie beide auf.

Die Berge drängen sich heran,
Und lauschen meinem Sang,
Sirenen schwimmen um den Kahn,
Mir folget Echoklang.

O halle nicht, du Widerhall,
O Berge kehrt zurück,
Gefangen liegt so eng und bang
Im Herzen Liebesglück.

Sirenen tauchet in die Flut,
Mich fängt nicht Lust nicht Spiel,
Aus Wasserskühle trink ich Glut,
Und ringe froh zum Ziel.

O wähnend Lieben, Liebes Wahn,
Allmächtiger Magnet,
Verstoße nicht des Sängers Kahn,
Der stets nach Süden geht.

O Liebes Ziel so nah so fern,
Ich hole dich noch ein,
Die Frommen führt der Morgenstern,
Ja all zum Krippelein.

Geweihtes Kind erlöse mich,
Gib meine Freude los,
Süß Blümlein ich erkenne dich,
Du blühest mir mein Los,

In Frühlingsauen sah mein Traum
Dich Glockenblümlein stehn,
Vom blauen Kelch zum goldnen Saum,
Hab ich zu viel gesehn,

Du blauer Liebeskelch in dich
Sank all mein Frühling hin,
Vergifte mich, umdüfte mich,
Weil ich dein eigen bin.

Und schließest du den Kelch mir zu
Wie Blumen abends tun,
So lasse mich die letzte Ruh
Zu deinen Füßen ruhn.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Am Rheine schweb ich her und hin... von Clemens Brentano

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Rheine schweb ich her und hin…“ von Clemens Brentano ist eine tiefgründige Reflexion über Sehnsucht, Liebe und die Suche nach Erfüllung. Der Sprecher befindet sich auf dem Rhein, einer Metapher für das Leben, und treibt suchend umher, getrieben von einer inneren Unruhe und dem Wunsch nach dem Frühling, der hier als Symbol für Erneuerung und Glück fungiert. Der Gegensatz zwischen dem „so schweren Herz“ und dem „so leichten Sinn“ spiegelt die Zerrissenheit des Sprechers wider, der zwischen Melancholie und Hoffnung, zwischen Verlangen und Erwartung schwankt. Die Natur, personifiziert in den Bergen, Sirenen und dem Echo, dient als Spiegelbild seiner inneren Welt und verstärkt die romantische Atmosphäre des Gedichts.

Die Sirenen, mythologische Wesen, die durch ihren Gesang Seefahrer in den Tod lockten, stehen für verführerische Ablenkungen und sinnliche Freuden, denen der Sprecher jedoch widersteht. Er sucht stattdessen die „Glut“ in der „Wasserskühle“, was einen paradoxen Zustand darstellt, in dem er Trost und Erfüllung in der Unnahbarkeit und Reinheit der Liebe sucht. Das „Liebesglück“ scheint in seinem Herzen gefangen, und er kämpft darum, dieses Glück zu erreichen, wobei das „Ziel“ der Liebe sowohl nah als auch fern erscheint. Der „allmächtige Magnet“ der Liebe zieht ihn unaufhaltsam an, und er bittet um Erlösung und die Freisetzung seiner Freude.

Das Gedicht nimmt im weiteren Verlauf eine Wendung zu einer religiösen Dimension, indem es den Morgenstern und das Krippelein erwähnt. Dies deutet auf eine Sehnsucht nach spiritueller Führung und Erlösung hin. Das „Geweihte Kind“ symbolisiert eine unschuldige, reine Liebe, die er sich ersehnt. Die „Blümlein“, insbesondere die Glockenblume, repräsentiert die reine und stille Liebe. Er erkennt die Blume als sein „Los“ und die Blume scheint seine Sehnsucht und sein Schicksal widerzuspiegeln.

Das Gedicht endet mit einer tiefen Hingabe an die geliebte Blume. Der Sprecher wünscht sich, von der Blüte „vergiftet“ und „umdüftet“ zu werden, sich also ganz in ihr hinzugeben. Der blaue Kelch der Blume, in den sein Frühling gesunken ist, steht für das Ende des irdischen Lebens, aber auch für eine ewige Vereinigung. Die abschließende Bitte, in den Füßen der Blume ruhen zu dürfen, drückt den Wunsch nach endgültiger Ruhe und Erfüllung aus, die er nur in der völligen Hingabe an die Liebe zu finden hofft. Damit wird eine Brücke geschlagen von der weltlichen Sehnsucht zur religiösen Dimension der Erlösung und der Vereinigung mit dem Göttlichen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.