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Am Fronleichnamstage

Von

O fasse Mut, er ist dir nah
Du hast sein Fleisch, sein heilig Blut
Genossen ja.
O meine arme Seele, fasse Mut
Er ist ja dein, er ward dein Fleisch und Blut.
Nicht wie du solltest, reich und warm
Kamst freilich du zu seinem Mahl:
Du warst ein arm
Zerlumpter Gast: doch zitterte die Qual
In dir des Sehnens: Tränen sonder Zahl
Hast du vergossen in der Angst,
Die dennoch Freudenschauer war.

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Gedicht: Am Fronleichnamstage von Annette von Droste-Hülshoff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Fronleichnamstage“ von Annette von Droste-Hülshoff ist eine innige Betrachtung über die Erfahrung der Eucharistie, die an Fronleichnam gefeiert wird. Es offenbart die Beziehung der Seele zu Christus und beschreibt die Emotionen und die spirituelle Erfahrung, die mit dem Empfang des Abendmahls verbunden sind. Die Autorin spricht die eigene Seele direkt an, um sie zu ermutigen und zu trösten, indem sie auf die Nähe Christi hinweist und auf das Geschenk seiner Gegenwart, das in der Hostie und im Wein verkörpert ist.

Das Gedicht reflektiert über die Unzulänglichkeit der menschlichen Seele im Angesicht des Göttlichen. Die Zeilen „Nicht wie du solltest, reich und warm / Kamst freilich du zu seinem Mahl: / Du warst ein arm / Zerlumpter Gast“ drücken ein Gefühl der Demut und des Bewusstseins der eigenen Unwürdigkeit aus. Der „zerlumpte Gast“ symbolisiert die menschliche Schwäche und das Unvermögen, sich dem Heiligen angemessen zu nähern. Trotz dieser Einschränkung und Unzulänglichkeit wird die Sehnsucht und die Qual des Verlangens nach Gott als wertvoll und als Quelle von Freude und Trost wahrgenommen.

Die zentrale Botschaft des Gedichts liegt in der Hoffnung und der Gewissheit der Erlösung und der erlebten Freude. Die Tränen der Sehnsucht, die in der Angst vergossen wurden, werden als „Freudenschauer“ interpretiert. Dies deutet darauf hin, dass der Schmerz und das Verlangen nach Gott letztendlich in eine tief empfundene Freude und ein Gefühl der Nähe zu Christus verwandelt werden. Die Droste-Hülshoff betont die transformierende Kraft des Glaubens und die Möglichkeit, Trost und Glückseligkeit in der Gemeinschaft mit Gott zu finden, selbst inmitten der eigenen Unvollkommenheit.

Die Verwendung von direkter Anrede und die intime Sprache verstärken die persönliche und emotionale Natur des Gedichts. Die Autorin teilt ihre inneren Erfahrungen und ermutigt den Leser, sich selbst in diesem spirituellen Dialog wiederzufinden. Die letzten Zeilen offenbaren nicht nur eine tiefe Frömmigkeit, sondern auch ein Verständnis für die menschliche Natur und die Bedeutung von Glauben und Hoffnung im Angesicht von Schwäche und Leid. Das Gedicht ist somit eine Feier des Glaubens und ein Ausdruck der Hoffnung auf Trost und Erlösung durch die Eucharistie.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.