Allheimat
Könnt ich mich lösen vom starren Gebein,
Von erdegeborener Schwere:
Könnt ich in Lüften eine Wolke sein, –
Ein Funkeln im Sternenheere –
Könnt ich zerbrechen den drückenden Zaum,
In Licht und in Brausen verließen:
In rollende Wogen, in stürzenden Schaum
Die durstende Seele ergießen –
O könnt ich in rauschendem, rasendem Spiel,
Im Sturm sein ein seliger Reiter:
Ich weiß nicht wohin – ohne Maß, ohne Ziel
Immer weiter, immer weiter – –
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Allheimat“ von Gerrit Engelke drückt den tiefen Wunsch nach Freiheit, Loslösung und Verschmelzung mit der Natur aus. Die Sehnsucht des lyrischen Ichs manifestiert sich in der Vorstellung, sich von der irdischen Existenz zu befreien und in verschiedenen Naturerscheinungen aufzugehen. Die Verwendung des Konjunktivs („Könnt ich“) verdeutlicht den utopischen Charakter dieser Vision und die Distanz zur realen, begrenzten Existenz.
Der erste Teil des Gedichts konzentriert sich auf die Auflösung der körperlichen Begrenzungen. Das „starre Gebein“ und die „erdegeborene Schwere“ stehen für die physischen und metaphysischen Fesseln, die das Ich an die Welt binden. Die Sehnsucht nach dem Fliegen „in Lüften“ als „Wolke“ oder „Funkeln im Sternenheere“ symbolisiert den Wunsch nach Leichtigkeit und Ungebundenheit. Diese Motive weisen auf eine tiefe Sehnsucht nach Transzendenz und einer Auflösung in etwas Größerem hin, ein Motiv, das in der Romantik häufig anzutreffen ist.
Im zweiten Teil wird die Sehnsucht nach Auflösung in den Elementen noch verstärkt. Das „drückende Zaum“ steht für die Einschränkungen, die das Ich davon abhalten, seine Sehnsüchte zu verwirklichen. Die Metaphern des „Lichts“ und „Brausens“, der „rollenden Wogen“ und des „stürzenden Schaums“ evozieren ein Gefühl von dynamischer Bewegung, Energie und Unaufhaltsamkeit. Das Ich möchte seine „durstende Seele ergießen“, was den Wunsch nach Befriedigung und Erfüllung der Sehnsüchte unterstreicht, ein Gefühl von Ganzheit, das durch die Verschmelzung mit der Natur erreicht werden soll.
Der abschließende Versabschnitt verstärkt den Wunsch nach Freiheit und Bewegung. Das lyrische Ich träumt davon, „in rauschendem, rasendem Spiel“ ein „seliger Reiter“ im Sturm zu sein. Die Frage „Ich weiß nicht wohin – ohne Maß, ohne Ziel“ offenbart eine Freiheit, die über das rationale Denken hinausgeht. Das entscheidende Element ist die unaufhörliche Bewegung, das „Immer weiter, immer weiter – –“, welches das Streben nach einem Zustand der unbegrenzten Freiheit und der grenzenlosen Erfahrung betont. Es ist eine Flucht vor der Realität, getrieben von einem tiefen Gefühl des Freiheitsdrangs und der Sehnsucht nach dem Unendlichen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.