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Allgegenwart

Von

Gleich wie das Eine große Licht,
Der Urquell alles Guten,
Sich hell in tausend Strahlen bricht,
Das Weltall zu durchfluten;

Und wie der Farben bunte Pracht,
Das Dunkle wie das Helle,
Das deine Sinne trunken macht,
Nur Eines Stromes Welle;

So hat der Eine Gott sich auch,
Der alles hält umschlossen,
Mit Schöpferdrang, mit Liebeshauch
Weit durch das All ergossen.

Du siehst in jeder Creatur,
Rings durch das Weltgetriebe,
Von seiner Allmacht eine Spur,
Ein Denkmal seiner Liebe.

Er ruft dir zu, er treibt dich an
Aus hunderttausend Pforten,
Sein tiefster Grund liegt aufgethan
In Werken und in Worten.

So fühle nun mit ihm dich eins
Und eins mit allem Leben,
So wirst du in der Flut des Seins
Als Tropfen gern verschweben.

In jeder Blume, jedem Stern
Erblickst du Gottes Zeichen.
In jeder Seele nah und fern
Erkennst du deinesgleichen.

Und wie der Schöpfung großer Ring
In innigstem Vereine
Umschlossen hält jedwedes Ding,
Das Große wie das Kleine:

So halte du in Liebe auch
Den Himmel wie die Erde,
Daß deines Athems schwacher Hauch
Ein Sturmwind Gottes werde:

Allüberall ein einzig Meer
Der Liebe zu entzünden,
Und laut durch Thaten ringsumher
Den Ew′gen zu verkünden!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Allgegenwart von Robert Eduard Prutz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Allgegenwart“ von Robert Eduard Prutz ist eine poetische Hymne auf die Allgegenwart Gottes und die Einheit allen Seins. Es entfaltet in einer Reihe von bildreichen Vergleichen die Idee, dass Gott in allem gegenwärtig ist, wie Licht, Farben und letztlich das Meer, das alle Dinge umschließt. Das Gedicht strebt danach, ein Gefühl der Einheit mit Gott und dem Universum zu vermitteln, indem es den Leser auffordert, die göttliche Präsenz in der Natur, in anderen Menschen und im eigenen Leben zu erkennen und zu erfahren.

Der Text beginnt mit der Metapher des Lichts, das sich in tausend Strahlen bricht, um das Weltall zu durchfluten, und vergleicht dies mit der göttlichen Allgegenwart. Der zweite Abschnitt greift das Motiv der Farben auf, die, obwohl vielfältig, aus „Eines Stromes Welle“ entstehen – eine weitere Analogie für die Einheit in der Vielfalt. Diese bildhafte Sprache dient dazu, die Vorstellung zu veranschaulichen, dass Gott als die ursprüngliche Quelle in allem gegenwärtig ist, ähnlich wie ein Künstler in seinem Werk. Die wiederholte Verwendung des Wortes „Eins“ unterstreicht die zentrale Botschaft des Gedichts von der Einheit aller Dinge im Göttlichen.

Der zentrale Teil des Gedichts wechselt von der Beschreibung der Allgegenwart Gottes zu einer Aufforderung an den Leser. Es werden die Gebote in Werken und Worten erkannt, die dazu dienen, dass der Leser sich mit Gott und dem Leben eins fühlt. In den Strophen 4 und 5 konkretisiert Prutz diese Idee weiter, indem er den Leser auffordert, Gottes Zeichen in der Natur (Blumen, Sterne) und in anderen Menschen zu erkennen. Durch die Annahme dieser Perspektive soll der Leser eine tiefere Verbundenheit mit dem Universum und den Menschen entwickeln, was in der letzten Strophe gipfelt. Hier wird der Leser aufgefordert, die Liebe zu entzünden und durch Taten den Ewigen zu verkünden.

Das Gedicht endet mit einem Aufruf zur Aktivität. Die Leser sollen aktiv handeln und die Liebe in die Welt tragen, wodurch sie ihren „Athems schwacher Hauch“ in einen „Sturmwind Gottes“ verwandeln. Der Schlussvers, der die Aufgabe der Leser in der Verkündung Gottes sieht, unterstreicht die aktive Rolle des Menschen in der Manifestation der göttlichen Gegenwart. Das Gedicht ist somit nicht nur eine Beschreibung der Allgegenwart Gottes, sondern auch eine Ermutigung, dieses Wissen in eine aktive, liebevolle Lebensweise umzusetzen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.