Alles um Liebe
Vorbei! Die Stunden wandern;
Ins Schattenreich entschwebt
Der eine Tag zum andern …
O Herz, heißt das gelebt?
Noch blüht ihr, letzte Rosen,
Vom Abendstrahl umloht;
Mit kalter Hand zu kosen,
Kommt diese Nacht der Tod.
Der Garten wird verschneien ..
Dann fragt ein Seufzen schwer:
Warum nur blieb im Maien
Dies Herz von Liebe leer?
Mein Leben geb ich gerne
Um Kuß und zärtlich Wort.
Und bleibt die Liebe ferne,
Ich werf es achtlos fort.
Mag Stund auf Stunde rinnen;
Was kümmert mich die Zeit!
Ein Augenblick voll Minnen
Wiegt eine Ewigkeit.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Alles um Liebe“ von Bruno Wille ist eine melancholische Reflexion über die Vergänglichkeit der Zeit und die zentrale Bedeutung der Liebe im menschlichen Leben. Es zeigt die Sehnsucht nach erfüllter Liebe und die daraus resultierende Leere, die den lyrischen Sprecher ergreift, wenn diese Sehnsucht unerfüllt bleibt. Das Gedicht ist in vier Strophen aufgebaut, die jeweils eine spezifische Facette dieser Thematik beleuchten.
In der ersten Strophe wird die Vergänglichkeit der Zeit thematisiert: „Vorbei! Die Stunden wandern; / Ins Schattenreich entschwebt / Der eine Tag zum andern …“. Die Zeilen deuten auf einen Verlust und eine unaufhaltsame Bewegung hin, die dem Sprecher ein Gefühl der Leere vermittelt. Die Frage „O Herz, heißt das gelebt?“ verdeutlicht die innere Unruhe und das Hinterfragen des eigenen Daseins, wenn das Herz scheinbar nicht das erlebt hat, was es sich wünscht. Die nächsten Strophen vertiefen diese Sehnsucht und verbinden sie mit der Liebe.
Die zweite Strophe malt ein Bild der Schönheit und des nahenden Verfalls. Die „letzte Rosen“ blühen und werden vom Abendstrahl „umloht“, doch der „Tod“ naht mit „kalter Hand“. Dieses Bild der Vergänglichkeit, der Schönheit, die vom Tod bedroht wird, korrespondiert mit der Vergänglichkeit der Liebe und der Angst vor dem Verlust. Der Garten, der im Winter „verschneien“ wird, steht symbolisch für das Ende der warmen Jahreszeit der Liebe und die damit einhergehende Traurigkeit. Die dritte Strophe verstärkt diese Traurigkeit, indem sie die Frage nach dem „leeren“ Herzen im „Maien“ stellt, der traditionell die Jahreszeit der Liebe und des Neubeginns darstellt.
Die letzte Strophe offenbart schließlich die zentrale Bedeutung der Liebe für das lyrische Ich. Die Bereitschaft, das eigene „Leben“ zu geben „um Kuß und zärtlich Wort“ zeigt die absolute Priorität der Liebe. Wenn die Liebe „ferne“ bleibt, wird das Leben „achtlos fort“ geworfen. Die abschließenden Verse „Ein Augenblick voll Minnen / Wiegt eine Ewigkeit“ unterstreichen die Vorstellung, dass ein erfüllter Moment der Liebe die Bedeutung der Zeit transzendiert und wichtiger ist als die gesamte Lebensspanne. Das Gedicht ist ein ergreifender Ausdruck der menschlichen Sehnsucht nach Liebe und der Tragik, wenn diese Sehnsucht unerfüllt bleibt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.