Alles gaben Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz,
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.
(aus einem Brief an Gräfin Auguste zu Stolberg)
Alles gaben Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz,
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.
(aus einem Brief an Gräfin Auguste zu Stolberg)
Das Gedicht „Alles gaben die Götter…“ von Johann Wolfgang von Goethe, ein Auszug aus einem Brief an Gräfin Auguste zu Stolberg, ist eine kurze, aber tiefgründige Reflexion über die Fülle des Lebens, sowohl in seinen freudigen als auch in seinen leidvollen Aspekten. Der Titel gibt bereits die Thematik vor: Die Götter, hier als Metapher für das Schicksal oder eine höhere Macht, gewähren ihren „Lieblingen“ – also den Menschen – alles, was das Leben zu bieten hat.
Die Wiederholung des Wortes „unendlichen“ verstärkt den Eindruck der Allumfassenheit und der Unergründlichkeit des Schicksals. Goethe betont, dass die Götter sowohl Freuden als auch Schmerzen in vollem Maße geben. Diese Gegenüberstellung verdeutlicht die Dialektik des Lebens, das sich aus positiven und negativen Erfahrungen zusammensetzt. Es gibt keine reine Freude ohne die Erfahrung des Schmerzes und umgekehrt. Diese Ambivalenz ist ein zentraler Bestandteil der menschlichen Existenz und wird von Goethe als von den Göttern verliehen akzeptiert.
Die knappe Form des Gedichts, die aus nur zwei Strophen besteht, trägt zur Intensität der Aussage bei. Die schlichte Sprache und die einfache Reimstruktur (Kreuzreim) erleichtern den Zugang zum Text und unterstreichen dessen universelle Gültigkeit. Das Gedicht ist einprägsam und hinterlässt einen bleibenden Eindruck, da es die grundlegenden Erfahrungen des Menschseins in wenigen Worten zusammenfasst. Die Kürze zwingt den Leser, sich intensiv mit dem Gehalt auseinanderzusetzen.
Der Bezug auf die „Lieblinge“ impliziert möglicherweise eine gewisse Fürsorge oder Zuwendung der Götter. Diese scheinen jedoch keine Bevorzugung zu kennen; alle Menschen erhalten gleichermaßen die Bandbreite des Lebens. Die Interpretation kann also in verschiedene Richtungen gehen: Ist es eine resignative Feststellung, dass das Leben so ist, wie es ist, oder steckt darin auch Trost, dass alle das gleiche Schicksal teilen? In jedem Fall zeugt das Gedicht von einer tiefen Einsicht in die menschliche Natur und die Natur des Daseins. Es ist eine Meditation über das Gleichgewicht zwischen Freude und Schmerz, das das menschliche Leben kennzeichnet.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.