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Afrikanische Huldigung

Von

Ich lege meine Stirn auf deines Thrones Stufen;
Ich führe dieses Heer von hunderttausend Hufen,
Ich führe diesen Raub und diesen Sklaventroß,
Ich führe diese Schaar von Ringern und von Schützen,
Die mit dem Dolch gewandt den Bauch der Feinde schlitzen,
Zurück, o König, vor dein Schloß!

Gewonnen ist die Schlacht! Wir waren gute Schlächter!
Der Feinde König fiel, ein schlanker, wilder Fechter;
Sein langer Hals war nackt, mein Säbel schnell und scharf.
Im Sande liegt sein Rumpf, der Tigerin zum Mahle.
Erlaube, daß ich dir auf dieser goldnen Schale
Sein triefend Haupt verehren darf.

Es trieft von Oele nicht, von Narden und von Salben:
Es trieft von rothem Blut, Gebieter! deinethalben!
Doch dir zum Salböl wird dies dunkle Dschaggasblut.
Ich salbe dich zum Herrn des Reiches, das ich raubte;
Die volle Schale leer′ ich über deinem Haupte
Auf deiner goldnen Krone Glut.

Und jene, die gezackt und blank mit gelbem Scheine
Dies todte Haupt umblitzt, jetzt schmücke sie das deine!
Heil, daß ich ihren Glanz auf deiner Stirne seh′! –
Führt die Gefangnen vor! schwingt die gewicht′gen Keulen,
Und durch Trompetenschall und der Erschlagnen Heulen
Jauchzt: Heil dir, Fürst von Dahomeh!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Afrikanische Huldigung von Ferdinand Freiligrath

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Afrikanische Huldigung“ von Ferdinand Freiligrath ist eine bildgewaltige und zugleich beunruhigende Huldigung an einen afrikanischen Herrscher, vermutlich einen König von Dahomey. Es beschreibt die blutige Rückkehr eines Kriegers nach einer siegreichen Schlacht und die anschließende Opferung des besiegten Gegners zur Verehrung des Königs. Die Sprache ist pathetisch und voller archaischer Bilder, die eine archaische und brutale Welt beschwören.

Die erste Strophe etabliert sofort die rohe Gewalt und die Kriegskunst. Der Redner, ein Feldherr oder Krieger, präsentiert dem König die Früchte seines Erfolgs: eine riesige Armee, Raubgut, Sklaven und eine Eliteeinheit von Kriegern. Die Zeilen sind von martialischer Kraft geprägt, mit Bildern des Schlachtfelds und der Tötung der Feinde. Der Fokus liegt auf der Unterwerfung und der demonstrativen Macht des Königs, dem diese Errungenschaften dargebracht werden. Der Hinweis auf das „Schloß“ deutet auf eine feste, vielleicht sogar befestigte Residenz des Königs hin, was seine Machtstellung weiter unterstreicht.

Die zweite Strophe beschreibt die Tötung des gegnerischen Königs in detaillierten, blutigen Bildern. Der Fokus liegt auf dem körperlichen Kampf und der Trophäe – dem abgeschlagenen Haupt des Feindes, das dem König auf einer goldenen Schale präsentiert wird. Das Wort „Schlächter“ in Verbindung mit „gute“ ist ein erschreckendes Paradoxon, das die Krieger als effiziente Vollstrecker des Todes darstellt. Die Sprache ist roh und ungeschönt, mit dem expliziten Verweis auf den „Rumpf“ und das „triefend Haupt“, wodurch die Brutalität des Krieges und die Trophäenverehrung des Herrschers hervorgehoben werden.

Die dritte Strophe ist der Höhepunkt der Huldigung. Das Blut des besiegten Königs wird als „Salböl“ für den eigenen König gedeutet, was die Umdeutung des Todes in eine Form der Machtdemonstration und Heiligung darstellt. Der Feldherr „salbt“ den König, um ihn zum Herrn des eroberten Reiches zu machen, und schüttet das Blut über seine Krone. Der glorreiche Tod des besiegten Königs wird hier zum Fundament der Macht des eigenen Königs, was eine zynische Umkehrung der moralischen Werte darstellt. Das „Dschaggasblut“ (Blut der Krieger) wird zum Symbol der Macht und Unterwerfung.

Die vierte und letzte Strophe gipfelt in der endgültigen Verehrung des Königs und der Zurschaustellung der Macht. Das Haar des toten Königs soll nun die Krone des Herrschers schmücken, während die Gefangenen getötet werden. Der abschließende „Jauchzer“ und die Trompetensignale unterstreichen die Triumphstimmung und die brutale Inszenierung der Macht. Das Gedicht endet mit einem lauten „Heil dir, Fürst von Dahomeh!“, welches die Huldigung abschließt und die erschreckende Atmosphäre des gesamten Werkes nochmals hervorhebt. Es ist eine erschütternde Darstellung von Gewalt, Macht und der Verehrung des Krieges.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.