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Abschied für immer (2)

Von

Ist′s ein Wunder, daß dich alle lieben,
Die nach meinem Scheiden sich dir nahen,
Meine Seufzer sind bei dir geblieben
Und als Luftgeist sehnlich dich umfahren,
Wer zu athmen wagt an deinem Munde
Zieht sie unbewußt zu seinem Herzen,
Diese Seufzer mancher trüben Stunden,
Diese Geister, mir entflohn in Schmerzen.

Zu lebendig war des Herzens Hoffen,
Es vergeht nicht mit den Schmerzenstagen,
Ja es liegt die Welt jetzt vor mir offen,
Meine Liebe fühl′ ich drinnen schlagen;
Leb′ ich nun in Andern, die dich lieben,
Mag ich wohl der armen Mutter gleichen,
Die ihr Kind von ihrer Brust vertrieben,
Ihre Brust dem fremden Kind zu reichen.

Hoffnungsgeister, die mit schönen Bildern
Mich getäuschet wie die Jugendzeiten,
Meiner Nächte Einsamkeit zu mildern,
Ich entlaß euch in die blauen Weiten,
Einen Händedruck gebt noch zum Scheiden,
Sei′s die Jugend, die ich heut entlassen,
Was auch komme, nichts will ich vermeiden,
Was vorbei, das läßt sich nicht mehr fassen.

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Gedicht: Abschied für immer (2) von Achim von Arnim

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abschied für immer (2)“ von Achim von Arnim thematisiert den Schmerz und die Verzweiflung einer Person, die sich von einer geliebten Person trennen musste, und die daraus resultierenden Veränderungen in der eigenen Gefühlswelt und Wahrnehmung der Welt. Der Titel deutet bereits auf die endgültige Natur des Abschieds hin, was die Intensität der nachfolgenden Verse unterstreicht. Die ersten Strophen drücken die Trauer über den Verlust und die Erkenntnis aus, dass die geliebte Person nun von anderen Personen geliebt wird, die durch die Seufzer und Erinnerungen des Sprechers beeinflusst werden.

Die zentralen Metaphern des Gedichts sind die „Seufzer“ und „Geister“, die als Überbleibsel der vergangenen Beziehung dargestellt werden. Diese Geister schweben um die geliebte Person herum und beeinflussen unbewusst die Gefühle derer, die ihr nahekommen. Das Herz des Sprechers, einst erfüllt von Hoffnung, schlägt weiterhin, obwohl die eigentliche Liebe verloren ist. Die zweite Strophe verstärkt das Gefühl des Verlustes und der Entfremdung, indem der Sprecher sich mit einer Mutter vergleicht, die ihr eigenes Kind verstoßen hat, um sich einem fremden Kind zuzuwenden. Dies verdeutlicht die tiefe Sehnsucht und den Schmerz über die verlorene Liebe.

Die letzte Strophe markiert einen Wendepunkt und einen Versuch der Akzeptanz. Der Sprecher entlässt die „Hoffnungsgeister“, die ihn in der Vergangenheit getäuscht haben. Er verabschiedet sich von seiner Jugend und jeglicher Hoffnung auf eine Rückkehr zur alten Beziehung. Der Abschied von den Hoffnungsgeistern symbolisiert das Loslassen der Illusionen und die Akzeptanz der Realität. Trotz des Abschieds und der Schmerzen steht der Sprecher dem Unbekannten offen gegenüber und scheint bereit, das, was kommen mag, anzunehmen.

Arnim verwendet in diesem Gedicht eine emotionale und persönliche Sprache, die die tiefe Verletzlichkeit des Sprechers offenbart. Der Wechsel von sehnsuchtsvollen Bildern zu einer eher resignierten Haltung in der letzten Strophe zeigt einen Prozess der Verarbeitung und des allmählichen Akzeptierens des Verlustes. Das Gedicht ist somit nicht nur ein Abschied, sondern auch ein Ausdruck des menschlichen Strebens nach Freiheit, auch wenn diese Freiheit durch den Schmerz der Vergangenheit erkauft werden muss.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.