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Abendwolke

Von

So stille ruht im Hafen
Das tiefe Wasser dort,
Die Ruder sind entschlafen,
Die Schifflein sind im Port.

Nur oben in dem Äther
Der lauen Maiennacht
Dort segelt noch ein später
Friedfertger Ferge sacht.

Die Barke still und dunkel
Fährt hin in Dämmerschein
Und leisem Sterngefunkel
Am Himmel und hinein.

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Gedicht: Abendwolke von Conrad Ferdinand Meyer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abendwolke“ von Conrad Ferdinand Meyer beschreibt in einfachen, aber eindringlichen Bildern die friedliche Ruhe am Ende eines Tages und die Vergänglichkeit des Seins, dargestellt durch eine einsame Wolke. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung einer idyllischen Szene: dem stillen Hafen, dem ruhenden Wasser und den schlafenden Rudern, sowie den Schiffen, die bereits im Hafen angelegt haben. Diese Szenerie vermittelt ein Gefühl von Ruhe, Stille und Geborgenheit.

Der zweite Teil des Gedichts lenkt den Blick nach oben in den Äther, in die Maiennacht, wo eine „späte / friedfertige Ferge sacht“ segelt. Die Wolke wird hier personifiziert und mit dem Bild eines Schiffes, einer Barke, verglichen, die im Dämmerlicht sanft dahingleitet. Die Wortwahl „friedfertig“ suggeriert eine innere Ruhe und Akzeptanz, die dem Bild der Wolke zugeschrieben wird. Die sanfte Bewegung der Wolke durch den Nachthimmel steht im Kontrast zur Ruhe des Hafens und der Schiffe, die bereits ihren Bestimmungsort erreicht haben.

Die letzten beiden Verse verstärken die Vergänglichkeits-Thematik: „Die Barke still und dunkel / Fährt hin in Dämmerschein / Und leisem Sterngefunkel / Am Himmel und hinein.“ Die Wolke, als „Barke“ dargestellt, fährt in die Dunkelheit, in den Dämmerschein und die Weite des Himmels. Die Richtung der Wolke ist nicht explizit genannt, aber der Leser kann sie als Reise in die Unendlichkeit oder in den Tod interpretieren. Die Wolke verschwindet in der Nacht, was die Endlichkeit des Lebens symbolisiert.

Meyer verwendet in diesem Gedicht eine einfache, klare Sprache und einen geschlossenen Reim, was die idyllische Stimmung zusätzlich verstärkt. Der Kontrast zwischen der Ruhe des Hafens und der Bewegung der Wolke, sowie der Wechsel vom irdischen zum himmlischen, erzeugt eine tiefgründige Reflexion über die Ruhe und die Vergänglichkeit des Lebens. Die Abendwolke wird so zu einem Symbol für das individuelle Schicksal und die Reise des Menschen durch die Welt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.