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Der Frater Kellermeister

Von

Den Frater Kellermeister,
Den schickt man an den Rhein,
Es war ein lust′ger, feister,
Ein Kenner war′s vom Wein.
Fürs Kloster soll er kaufen
Ein Faß vom besten Wein,
Doch nur das Wassertaufen
Das mög′ er lassen sein.

Herr Abt, den müßt ihr loben!
Denn in derselben Nacht
Hat er, den Wein zu proben,
Sich auf den Weg gemacht.
„Wo sind′ ich nur den rechten
Wohlauf, wohlab den Rhein,
Den duftigsten, den echten,
Wie Gold so klar und fein?“

Er probt am frühen Morgen
Am Rüdesheimer Faß,
Er macht sich voller Sorgen
Die Kennerzunge naß.
Die Rosen luftig blühten
So duftig und so rot,
Des Fraters Wangen glühten,
Er probt sich fast zu Tod′.

„Johannisberg hat Flausen,
Es wirft so leicht sein Most,
Der Rote von Asmannshausen
Ist da die beste Most.
Ihr Brüder in den Zellen,
Ach Gott, wie habt ihr′s gut!
Ich muß den kopf zerschellen
Nach rechtem Traubenblut.“

Der Frater zog am Rheine
Hinauf, hinab fortan:
„Herr Wirt, vom besten Weine;
Ach, helft mir armen Mann!“
Am Rhein sind lust′ge Leute,
Der Frater blieb am Rhein,
Es harrt der Abt noch heute
Auf ihn und auf den Wein.

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Gedicht: Der Frater Kellermeister von Franz Alfred Muth

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Frater Kellermeister“ von Franz Alfred Muth erzählt die Geschichte eines Mönchs, der vom Abt beauftragt wurde, Wein für das Kloster zu kaufen. Die Verse zeichnen das Bild eines lebensfrohen, weinkennerischen Mönchs, der seiner Aufgabe mit Hingabe nachgeht, jedoch von der Welt des Weines so in den Bann gezogen wird, dass er seine eigentliche Mission vergisst. Die Ironie liegt darin, dass der Mönch, der ursprünglich nur Wein beschaffen sollte, selbst dem Wein verfällt und schließlich im Alkoholrausch am Rhein verweilt.

Die Struktur des Gedichts folgt einem klaren narrativen Bogen, beginnend mit der Anweisung des Abts und endend mit dem Scheitern des Mönchs. Die ersten Strophen beschreiben die Vorbereitung und den Aufbruch des Fraters, seine Suche nach dem besten Wein und seine eifrige Verkostung. Die Verwendung von Worten wie „lust’ger“, „feister“ und „Kenner“ etabliert sofort den humorvollen Ton des Gedichts und deutet bereits auf die kommende Entwicklung hin. Die detailreichen Beschreibungen der Weinverkostung und der Weinsorten zeigen die Leidenschaft des Fraters und seinen wachsenden Bezug zum Wein.

Die zweite Hälfte des Gedichts vertieft die Verstrickung des Mönchs. Seine anfängliche Pflicht wird zunehmend von der Freude am Wein überlagert, bis er schließlich seine ursprüngliche Aufgabe ganz vergisst. Die Zeilen „Ich muß den Kopf zerschellen nach rechtem Traubenblut“ und die nachfolgenden Verse am Rhein zeigen seinen Absturz in den Alkoholrausch und seine daraus resultierende Verwahrlosung. Die letzten beiden Strophen sind besonders wirkungsvoll, da sie die Tragweite des Scheiterns aufzeigen. Der Abt wartet vergeblich auf den Mönch und den Wein, was die Ironie des Ganzen noch verstärkt.

Muths Gedicht ist eine humorvolle Kritik an der Genussucht und der menschlichen Unfähigkeit, Versuchungen zu widerstehen. Es ist eine Warnung vor den Gefahren, wenn Leidenschaft und Pflicht in Konflikt geraten. Die Sprache ist lebendig und volksliedhaft, wodurch der Text leicht verständlich und zugänglich ist. Die gereimten Verse und die eingängige Melodie tragen dazu bei, dass die Geschichte im Gedächtnis bleibt. Der „Frater Kellermeister“ ist somit nicht nur eine amüsante Anekdote, sondern auch ein Spiegelbild menschlicher Schwächen und Sehnsüchte.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.