An Elka
Elka, länger kann ich mich nicht halten,
Meine Sinne toben allzu wild;
Und in allen weiblichen Gestalten
Seh ich schon dein Götterbild!
Auch im Traum bist du mir schon erschienen,
Dich entkleidend; oh wie ward mir da!
Schwindlig ward mir hinter den Gardinen,
Als ich deinen Busen sah.
Meine beiden Knie wurden brüchig,
Von der Stirne triefte mir das Fett.
Als das Hemd du abgetan, da schlich ich
Wonneschauernd an dein Bett.
Mach, daß dieser Traum sich bald erfülle;
Mach, erhabne Königin,
Daß bei dir ich vor Behagen brülle,
Nicht vor Wut, weil ich dir ferne bin.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „An Elka“ von Frank Wedekind ist ein leidenschaftlicher Liebesbrief, der die brennende Sehnsucht und die körperliche Erregung des Sprechers zum Ausdruck bringt. Die Verse sind direkt und offen, sie brechen mit der traditionellen Zurückhaltung, die in Liebesgedichten oft zu finden ist. Der Sprecher ist von Elka, der Geliebten, völlig eingenommen, und sein Begehren wird in geradezu körperlichen Begriffen geschildert.
Die erste Strophe etabliert die Intensität der Gefühle: Der Sprecher kann sich nicht länger beherrschen, seine Sinne sind außer Kontrolle. In jeder Frau sieht er Elkas „Götterbild“, was die alles überwältigende Natur seiner Liebe unterstreicht. Die folgenden Strophen verstärken diese leidenschaftliche Erregung. Der Sprecher beschreibt detailliert seine Träume von Elka, die sich entkleidet, und seine daraufhin einsetzenden körperlichen Reaktionen, wie Schwindel und Schweißausbruch. Diese drastischen Beschreibungen dienen dazu, die Macht der körperlichen Anziehung und die Heftigkeit des Begehrens zu verdeutlichen.
Der Höhepunkt des Gedichts ist die dritte Strophe, in der die körperlichen Reaktionen des Sprechers ihren Höhepunkt erreichen. Seine „beiden Knie wurden brüchig“, und „von der Stirne triefte mir das Fett“ – ein Bild der Schwäche und des Kontrollverlustes. Der Sprecher beschreibt, wie er sich, nachdem Elka sich entkleidet hat, „wonneschauernd an [ihr] Bett“ schlich, was die Mischung aus Furcht und Verlangen verdeutlicht. Diese Zeilen sind ein Ausdruck der tiefsten sexuellen Sehnsucht.
Die letzte Strophe ist ein flehentlicher Appell an Elka, die Sehnsucht zu stillen und den Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Der Sprecher bittet sie, seinen Wunsch nach Vereinigung zu erfüllen, damit er vor „Behagen brülle“, und nicht vor Wut und Verzweiflung über ihre Trennung. Das „Brüllen“ wird hier als ein Ausbruch von Freude und Glück interpretiert, der die Erfüllung seiner Sehnsucht widerspiegelt. Das Gedicht ist somit ein offener, ja fast schon obszöner Ausdruck der Liebe und des Verlangens, das durch die direkte Sprache und die bildhafte Darstellung der körperlichen Reaktionen eine besondere Eindringlichkeit erhält.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.