Das Husarenpferd
Vor mir stand der muth′ge Rapp,
Der zum Kampfe wohl geschirrte;
Nagte schier die Zügel ab,
Schlug das Pflaster, daß es klirrte.
Funken flogen, und ich sprach:
„Dieses Pflaster, Rapp, ist steinern;
Aber kommen wird der Tag,
Wo dir eines dröhnt, das beinern:
Auf dem Schlachtfeld Stirn an Stirn
Derer, welche sie erschlugen!
Nur gewiehert! Blut und Hirn
Sind der Mörtel seiner Fugen!
Und als Funkensaat entsprüh′n
Ihm der Sterbenden Gedanken!
Ihre letzten! sengend glüh′n
Sie um Schenkel dir und Flanken!
Wimmernd diese, fluchend die,
Werden alle dich verklagen!
Aber schnaubend wirst du sie
Mit dir fort im Hufhaar tragen!“
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Das Husarenpferd“ von Ferdinand Freiligrath entwirft ein düsteres Bild vom Schicksal eines Kriegspferdes und der Gräuel des Krieges. Der Dichter richtet sich direkt an das Pferd, einen „muth’gen Rapp“, und beschreibt dessen Ungeduld und Kampfeslust. Die ersten Strophen etablieren das Pferd als bereit und willig, in den Kampf zu ziehen, indem es an den Zügeln nagt und mit den Hufen das Pflaster aufwirft.
Die eigentliche Aussage des Gedichts entfaltet sich in den folgenden Strophen. Freiligrath deutet das wahre Schicksal des Pferdes an, das weit über die bloße Teilnahme an der Schlacht hinausgeht. Er malt eine grausame Vision der Zerstörung, in der das Pferd nicht nur am Kampf teilnimmt, sondern die Überreste der Gefallenen, Knochen, Blut und Hirn, als „Mörtel seiner Fugen“ erfährt. Dieser metaphorische Vergleich verdichtet die Schrecken des Krieges und die Erniedrigung, der das Pferd in dieser mörderischen Umgebung ausgesetzt ist.
Die letzten Strophen des Gedichts intensivieren das Grauen. Die Gedanken der Sterbenden, „sengend glüh’n“, werden als Funken dargestellt, die das Pferd umgeben. Die Gefallenen, die wimmernd und fluchend sind, werden dem Pferd zur Last. Das Pferd wird somit zu einem Zeugen und Träger der Leiden des Krieges, verurteilt, die Erinnerungen an das Gemetzel in seinem Hufhaar fortzutragen. Diese abschließenden Zeilen unterstreichen die Sinnlosigkeit und Verdammnis, die das Pferd im Krieg erleidet.
Freiligrath kritisiert hier indirekt die Glorifizierung des Krieges und die Romantik der Schlacht. Er wählt das Husarenpferd als Protagonisten, um die brutale Realität des Krieges aus der Perspektive eines Lebewesens zu zeigen, das als Instrument des Krieges benutzt wird. Das Gedicht ist also nicht nur eine Beschreibung, sondern auch eine Anklage, die in der Sprache der Emotionen und des Schreckens die Schrecken des Krieges offenbart.
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Lizenz und Verwendung
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