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Bei Grabbes Tod

Von

Dämm´rung! – Das Lager! – Dumpf herüber schon
Vom Zelt des Feldherrn donnerte der Ton
Der abendlichen Lärmkanonen;
Dann Zapfenstreich, Querpfeifen, Trommelschlag,
Zusammenflutend die Musik darnach
Von zweiundzwanzig Bataillonen!

Sie betete: „Nun danket alle Gott!“
Sie ließ nicht mehr zu Sturmschritt und zu Trott
Die Büchse fällen und den Zaum verhängen;
Sie rief die Krieger bittend zum Gebet,
Von den Gezelten kam sie hergeweht
Mit vollen, feierlichen Klängen.

Der Mond ging auf. Mild überlief sein Strahl
Die Leinwand rings, der nackten Schwerter Stahl
Und die Musketenpyramiden.
Ruf durch die Rotten jetzo: „Tzako ab!“
Und nun kein Laut mehr! Stille, wie im Grab –
Es war im Krieg ein tiefer Frieden.

Doch anders ging es auf des Lagers Saum
Im Weinschank her; – da flog Champagnerschaum,
Da hielt die Bowle dampfend uns gefangen!
Da um die Wette blitzten Epaulett´
Und Friedrichsd´or; da scholls am Knöchelbrett:
„Wer hält?“ und Harfenmädchen sangen.

Zuweilen nur in dieses wüsten Saals
Getöse stahl ein Ton sich des Chorals,
Mischte der Mondschein sich dem Schein der Lichter.
Ich saß und sann – „Nun danket -“ >>Qui en veut?

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Bei Grabbes Tod von Ferdinand Freiligrath

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Bei Grabbes Tod“ von Ferdinand Freiligrath ist eine bewegende Elegie, die den Tod des Dichters Christian Dietrich Grabbe betrauert und die Widersprüche und das tragische Wesen des Künstlerdaseins beleuchtet. Das Gedicht zeichnet sich durch seinen Wechsel zwischen verschiedenen Schauplätzen und Stimmungen aus, wobei der Kontrast zwischen dem militärischen Lagerleben und der introspektiven Trauer des Erzählers hervorgehoben wird.

Die Eröffnung des Gedichts stellt eine Szene der Ruhe und des militärischen Rituals dar, die durch die Abenddämmerung und die Klänge der Kanonen, Trommeln und Musik gekennzeichnet ist. Die Szene, in der die Soldaten zum Gebet aufgerufen werden, steht im Kontrast zur anschließenden Beschreibung des ausschweifenden Lebens im Weinschank, wo Champagner fließt und Glücksspiele toben. Diese beiden Szenen, die eine religiöse Ernsthaftigkeit und eine hedonistische Welt kontrastieren, legen bereits eine gewisse Spannung in der Thematik frei. Diese zeigen die Gegensätze im Leben, das Grabbe führte.

Im Zentrum des Gedichts steht die Entdeckung des Erzählers vom Tod Grabbes, was eine tiefe Trauer und ein Gefühl der Leere auslöst. Der Erzähler erinnert sich an den Verstorbenen und visualisiert ihn in seinem Zelt, wo er die Hand auf Grabbes Stirn legt und die Größe des Dichters, sowie die Vergänglichkeit des irdischen Lebens reflektiert. Der Vergleich der Dichterbrände mit dem Lagerleben betont die Einzigartigkeit und den immensen Wert des Geistes im Gegensatz zur Welt der Soldaten.

Das Gedicht endet mit einer Verklärung des Dichters, der als „Leuchter“ durch die Welt geht und mit einem „Kainsmal“ versehen ist. Die „Dichtung Flamm“ ist zugleich Segen und Fluch, da sie den Dichter zwar berühmt macht, ihn aber auch verzehrt und ihn von der Gesellschaft entfremdet. Die Metapher des eingestürzten Tempels im Traum des Erzählers am Ende des Gedichts symbolisiert den Verlust und das Ende des künstlerischen Schaffens. Damit wird das Gedicht zu einer tiefgründigen Reflexion über das Schicksal des Dichters und die Tragödie des künstlerischen Schaffens, das gleichermaßen verehrt und verachtet wird.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.