Das Ende des Festes
Da mit Sokrates die Freunde tranken
Und die Häupter auf die Polster sanken,
Kam ein Jüngling, kann ich mich entsinnen,
Mit zwei schlanken Flötenbläserinnen.
Aus den Kelchen schütten wir die Neigen,
Die gesprächesmüden Lippen schweigen,
Um die welken Kränze zieht ein Singen …
Still! Des Todes Schlummerflöten klingen!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Das Ende des Festes“ von Conrad Ferdinand Meyer beschreibt eine Szene des Abschieds und des Übergangs vom Leben zum Tod, eingebettet in eine antike, philosophisch-kulturelle Atmosphäre. Der kurze Text entwirft ein Bild des Ausklangs eines Festes, bei dem die Stimmung von Geselligkeit und Wein in den Moment der Stille und des Todes übergeht. Die geschickte Verwendung von Kontrasten und Bildern erzeugt eine tiefgreifende Wirkung, die über die bloße Beschreibung hinausgeht und zum Nachdenken über das Vergängliche anregt.
Die ersten Zeilen skizzieren die Vorbereitung auf das Ende. Die Anwesenheit von Sokrates, dem philosophischen Denker, verweist auf eine intellektuelle und diskussionsfreudige Gesellschaft, die sich im gemeinsamen Trinken entspannt. Die „Häupter auf die Polster sanken“ zeugen von Müdigkeit und Erschöpfung, ein Zustand, der den Übergang in den Schlaf oder in eine Art von Lethargie andeutet. Die Ankunft des Jünglings und der Flötenbläserinnen, die im Gedächtnis des Sprechers verankert zu sein scheinen, signalisiert eine letzte, ästhetische Bereicherung des Festes. Ihre Anwesenheit suggeriert Leichtigkeit, Freude und möglicherweise auch Vergänglichkeit, da Musik und Tanz oft mit flüchtiger Schönheit assoziiert werden.
Der zweite Teil des Gedichts vollzieht einen klaren Wechsel von der Geselligkeit zur Stille und schließlich zum Tod. Das Trinken wird durch das „Schütten der Neigen“ fortgesetzt, doch die zuvor gesprächigen Lippen schweigen nun. Dies deutet auf eine Veränderung in der Atmosphäre hin, in der die Erschöpfung und vielleicht auch eine gewisse Sättigung die Oberhand gewinnen. Das „Singen um die welken Kränze“ könnte auf einen letzten Abschied von der Lebendigkeit hindeuten, da die Kränze als Symbole für Festlichkeit und Lebensfreude nun ihren Höhepunkt überschritten haben.
Der dramatische Höhepunkt und das Zentrum des Gedichts ist die Zeile „Still! Des Todes Schlummerflöten klingen!“. Hier wird der Übergang vom Leben zum Tod mit einer eindrucksvollen Metapher verdeutlicht. Die „Schlummerflöten“ des Todes verbinden Musik, Schlaf und Tod in einer einzigen eindrucksvollen Bildsprache. Das Wort „Still!“ leitet einen Moment der absoluten Stille ein, in dem die Anwesenden sich der unaufhaltsamen Gewissheit des Todes bewusst werden. Meyers Gedicht nutzt also gekonnt eine Reihe von Gegensätzen, um die Vergänglichkeit und das finale Ende eines Lebensfestes darzustellen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.