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Winterlied eines schwäbischen Bauerjungen

Von

Mädel, ′s ist Winter, der wollichte Schnee,
Weiß wie dein Busen, deckt Thäler und Höh′.
Horch, wie der Nordwind um′s Häuslein her pfeift!
Hecken und Bäume sind lieblich bereift.

Mädel, ′s ist Winter, die Bäche sind Eis;
Dächer der ländlichen Hütten sind weiß.
Grau und ehrwürdig, im silbernen Flor,
Streckt sich der stattliche Kirchthurm empor.

Mädel, es ist Winter. Mach′s Stüblein fein warm;
Setz dich zum Ofen, und nimm mich in Arm!
Lieblich und kosend, wie rosigten Mai,
Führt uns die Liebe den Winter vorbei.

Drehst du mit Fingern, so reinlich wie Wachs,
Seidene Fäden vom silbernen Flachs,
Schüttle ich die Acheln dir schäkernd vom Schurz,
Mache die Nächte mit Mährlein dir kurz.

Mädel, ′s ist Winter. O wärst du schon mein!
Schlüpft′ ich ins blähende Bettlein hinein;
Nähm′ dich, mein herziges Liebchen! in Arm,
Trotzte dem Winter – denn Liebe macht warm. –

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Gedicht: Winterlied eines schwäbischen Bauerjungen von Christian Friedrich Daniel Schubart

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Winterlied eines schwäbischen Bauerjungen“ von Christian Friedrich Daniel Schubart ist eine idyllische Liebeserklärung, die die Winterlandschaft als Kulisse für die Zuneigung des lyrischen Ichs zu seinem „Mädel“ nutzt. Es ist eine Ode an die Geborgenheit und Wärme, die durch die Liebe inmitten der Kälte des Winters gefunden wird. Der Fokus liegt auf der Schaffung einer intimen, wohligen Atmosphäre, die im Kontrast zur kargen äußeren Welt steht.

Die Struktur des Gedichts ist klar gegliedert und wiederholt das Motiv des Winters, um eine konstante Verbindung zur Natur herzustellen. In den ersten beiden Strophen werden die äußeren Eindrücke des Winters beschrieben: Schnee, Eis, Wind und die weiße Landschaft. Diese Bilder dienen dazu, die Kälte und Einsamkeit zu betonen, wodurch die Sehnsucht nach Nähe und Wärme im Folgenden verstärkt wird. Die Erwähnung des „Kirchthurms“ verleiht der Szenerie eine gewisse Erhabenheit und Beständigkeit, während die Betonung der weißen Farbe eine Reinheit und Unschuld suggeriert, die sich auf die Liebe übertragen lässt.

Die dritte und vierte Strophe gehen dann auf die konkreten Wünsche und Vorstellungen des lyrischen Ichs ein. Der Wunsch nach Wärme und Geborgenheit in der Stube, das Kuscheln am Ofen und die gemeinsame Vertreibung der Zeit durch spielerische Handlungen wie das Spinnen des Flachs und das Erzählen von Märchen. Diese Bilder schaffen eine heimelige Atmosphäre, die die Kälte draußen vergessen lässt. Die Liebe wird hier als ein Zufluchtsort dargestellt, der den Winter mit seinen Unannehmlichkeiten vergessen lässt.

Die letzte Strophe kulminiert in dem direkten Wunsch nach Vereinigung und der Vorstellung von der Wärme im Bett. Die Zeilen „O wärst du schon mein!“ und „denn Liebe macht warm“ drücken die Sehnsucht nach der Erfüllung der Liebe aus, die als einzige Quelle der Wärme und des Trostes in der kalten Jahreszeit empfunden wird. Schubart malt hier ein romantisches Bild von Liebe, Geborgenheit und Zweisamkeit, das weit über die bloße Beschreibung des Winters hinausgeht und die tiefe menschliche Sehnsucht nach Nähe und Zuneigung einfängt. Das Gedicht ist somit eine Hommage an die Kraft der Liebe, die selbst die härtesten Zeiten erträglich macht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.