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Die Camille unter den Blumen

Von

Bleiche Camille, Du blühst verachtet im einsamen Felde,
Denn Dein simples Gewand reizet die Lüsternen nicht.
Farblos stehst Du verlassen im säuselnden Hauche des Windes –
Nimmer wählt′ Dich zum Kranz jugendlich fröhliche Lust.

Lass denn den schwärmenden Tross die bunteren Blumen erjagen,
Kränke, Bescheidne! Dich nicht, dass Dich die Freude verschmäht.
Blühe einsam nur fort am grünen Rande des Weges,
Bricht auch die Liebe Dich nicht – findet das Leiden Dich doch.

Heilsam wirkende Kräfte hat die Natur Dir in Busen
Mütterlich sorgsam gelegt, und sie verläugnen sich nicht.
Lindernd stillest Du Schmerzen, wenn andre das Auge ergötzen,
Und im einfachen Schmuck birgt sich Dein hohes Verdienst.

Welkend wirft man sie weg, der Flora schimmernde Kinder,
Ihr Beruf ist erfüllt, haben sie lächelnd geblüht –
Und es kehret ihr Staub vergessen zum Schoosse der Erde
Spurlos wieder zurück, gleich einem Schatten der Nacht.

Schweifet mein Blick umher auf den bunten Kreisen des Lebens,
Dünkst Du ein Sinnbild zu seyn mir im Getöse der Welt.
Ach, geschieden ist oft der Werth vom täuschenden Glanze,
Und der Schimmer hält nicht, was er so schmeichelnd verspricht.

Möge der eitele Sinn am Farbenspiel sich vergnügen,
Während er Dich übersieht – stolz vorüber Dir geht.
Mit dem Gefühle der Kraft und der stillen Tugend im Innern,
Schmerzet es wenig, verkannt und verachtet zu seyn.

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Gedicht: Die Camille unter den Blumen von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Camille unter den Blumen“ von Charlotte von Ahlefeld ist eine poetische Würdigung der Bescheidenheit und inneren Werte gegenüber äußerlichem Schein. Es verwendet das Bild der blassen Camille-Blume als Metapher für eine Frau oder eine Persönlichkeit, die im Gegensatz zu den auffälligeren, bunten Blumen nicht von oberflächlichen Reizen angezogen wird, sondern durch innere Qualitäten und Tugenden glänzt. Die Dichterin wählt diese Blume als Symbol für eine Haltung, die sich von der Vergänglichkeit des äußeren Glanzes abwendet und stattdessen die bleibenden Werte der inneren Stärke und des stillen Verdienstes hervorhebt.

In den ersten Strophen beschreibt Ahlefeld die Camille als verachtet und verlassen, da sie nicht die Aufmerksamkeit des „lusternen“ Publikums auf sich zieht. Sie steht einsam im Wind, während die „bunteren Blumen“ vom „schwärmenden Tross“ begehrt werden. Doch anstatt Trauer oder Neid auszudrücken, wird die Camille ermutigt, ihre Bescheidenheit zu bewahren. Die Dichterin betont die heilsamen Kräfte, die die Natur in die Camille gelegt hat, und die Fähigkeit, Schmerzen zu lindern, im Gegensatz zu den bunten Blumen, die nur das Auge erfreuen. Dies deutet auf eine tiefe Wertschätzung für die stille Stärke und die unaufdringliche Wohltätigkeit hin.

Die mittleren Strophen vergleichen das Schicksal der Camille mit dem der auffälligeren Blumen. Während diese schnell verwelken und vergessen werden, nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben, wird die Camille als Inbegriff von Dauerhaftigkeit und innerem Wert dargestellt. Die Botschaft ist klar: Der Schein trügt, und der wahre Wert liegt nicht in oberflächlichen Attraktionen, sondern in den Tugenden, die im Verborgenen wirken. Die Dichterin zeichnet ein Bild von Vergänglichkeit und stellt dem die bleibende Kraft der inneren Werte gegenüber.

Die abschließenden Strophen lenken den Blick auf die eigene Erfahrung der Dichterin und erheben die Camille zu einem Sinnbild im „Getöse der Welt“. Ahlefeld vergleicht die Camille mit sich selbst und ermutigt dazu, sich nicht vom äußeren Schein blenden zu lassen. Sie betont, dass es wenig schmerzt, verkannt oder verachtet zu werden, solange man das Gefühl der Kraft und der stillen Tugend im Inneren bewahrt. Die abschließenden Zeilen sind ein Plädoyer für die Selbstachtung und die Wertschätzung der inneren Werte, unabhängig von äußerer Anerkennung.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.