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Der Frühlingstag

Von

Wenn über mir das reine Blau der Luft
Und rings um mich der Blüthenbäume Duft
Den Frühlingstag in mein Gedächtniss ruft,
Der unsre Herzen liebend einst verband,
Als ich zuerst Dein Innerstes verstand –
Dann blick′ ich, wie in meines Glücks Ruinen,
Hin auf Dein Grab, um das Cipressen grünen.

Und dann berührt das Bild vergangner Stunden
Auf′s neu in mir der ew′gen Trennung Wunden.
Dich zu verlieren hatt′ ich Dich gefunden! –
Und Thränen fliessen jenem Frühlingstag
Und Dir, die Du ihm lächelnd glichest, nach.
Doch ach, so heiss, so bitter sie auch rinnen –
Sie können nicht der Gruft Dich abgewinnen.

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Gedicht: Der Frühlingstag von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Frühlingstag“ von Charlotte von Ahlefeld ist eine elegische Auseinandersetzung mit Verlust, Liebe und der unerbittlichen Realität des Todes. Es offenbart die tiefe Trauer der Autorin über den Verlust eines geliebten Menschen, verbunden mit der Erinnerung an die glücklichen Momente, die sie einst teilten. Der Frühlingstag, der eigentlich ein Symbol für Neubeginn und Freude ist, dient hier als Ausgangspunkt für eine schmerzliche Rückbesinnung auf die Vergangenheit und die damit verbundene Tragik der Gegenwart.

Die erste Strophe beschreibt eine Szene, in der die Schönheit der Natur – das „reine Blau der Luft“ und der „Blüthenbäume Duft“ – die Erinnerung an den gemeinsamen Frühlingstag wieder ins Bewusstsein ruft. Dieser Tag wird als der Moment beschrieben, in dem die Autorin „zuerst Dein Innerstes verstand“, was auf eine tiefe emotionale Verbindung und gegenseitiges Verständnis hindeutet. Der Blick auf das Grab, umgeben von Zypressen, die traditionell als Symbole der Trauer gelten, verdeutlicht den Kontrast zwischen der lebendigen Erinnerung und der kalten Realität des Todes. Der Kontrast zwischen dem lebendigen Frühling und dem Grab erzeugt ein starkes Gefühl der Verlustes und der Hoffnungslosigkeit.

Die zweite Strophe vertieft die Trauer, indem sie die „ew′gen Trennung Wunden“ beschreibt, die durch die Erinnerung an die Vergangenheit wieder aufgerissen werden. Die paradoxe Formulierung „Dich zu verlieren hatt′ ich Dich gefunden!“ unterstreicht die Tragik des Verlustes: Die Autorin verlor die geliebte Person, nachdem sie sie gefunden und ihr Herz geöffnet hatte. Die Tränen, die dem Frühlingstag und der geliebten Person nachfließen, sind ein Ausdruck der tiefen Trauer und der Ohnmacht gegenüber dem Tod.

Die abschließenden zwei Zeilen, „Doch ach, so heiss, so bitter sie auch rinnen – / Sie können nicht der Gruft Dich abgewinnen.“, verstärken die Thematik der Unabänderlichkeit des Todes. Trotz des Schmerzes und der Trauer können die Tränen die geliebte Person nicht aus dem Grab befreien. Die Dichtung unterstreicht die Bitterkeit des Verlustes und die Einsicht, dass die Vergangenheit unwiederbringlich verloren ist. Das Gedicht ist ein ergreifender Ausdruck der Trauer, der Erinnerung und der Akzeptanz des Todes.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.