Treib’s, wie du willst,
es ist nicht recht!
sei klug, sei dumm,
sei brav, sei schlecht!
Ein jedes Ding
hat jeden Zweck!
Wer immer fragt,
kommt nie vom Fleck!
Und wer nicht selbst
ein Urteil hat
und was drauf wagt,
sitzt immer … patt!
Treib’s, wie du willst,
es ist nicht recht!
sei klug, sei dumm,
sei brav, sei schlecht!
Ein jedes Ding
hat jeden Zweck!
Wer immer fragt,
kommt nie vom Fleck!
Und wer nicht selbst
ein Urteil hat
und was drauf wagt,
sitzt immer … patt!

Das Gedicht „Treib’s, wie du willst“ von Cäsar Flaischlen präsentiert eine radikale Form der Lebensphilosophie, die sich gegen Konformität und ständige Selbstzweifel richtet. Es beginnt mit einer scheinbar paradoxen Feststellung: Egal, wie der Mensch handelt, es ist „nicht recht!“. Diese Aussage entkräftet jeglichen Anspruch auf moralische oder ethische Richtigkeit und ebnet den Weg für eine Haltung der Freiheit und Selbstbestimmung. Der erste Vers legt den Grundstein für eine Botschaft, die über Konventionen hinweggehen will.
Der zweite Abschnitt des Gedichts verdeutlicht diese Philosophie weiter. Die scheinbar widersprüchlichen Eigenschaften „klug, sei dumm, sei brav, sei schlecht!“ werden nebeneinander gestellt, wodurch die Autorität traditioneller Wertvorstellungen in Frage gestellt wird. Flaischlen impliziert, dass es keine absolute Richtigkeit gibt und dass menschliches Verhalten nicht durch vorgegebene Regeln eingeschränkt werden sollte. Die Zeile „Ein jedes Ding hat jeden Zweck!“ bekräftigt diese Idee und suggeriert, dass jede Handlung, unabhängig von ihrer scheinbaren Natur, eine Berechtigung oder einen Zweck in sich trägt. Die zentrale Botschaft ist die Ablehnung der ständigen Suche nach Rechtfertigung und der Versuch, es allen recht zu machen.
Im letzten Teil des Gedichts wird die Konsequenz dieser Lebensweise formuliert: Wer sich von der ständigen Frage nach dem „richtigen“ Verhalten leiten lässt und kein eigenes Urteil entwickelt, kommt nicht voran. Die Metapher „sitzt immer … patt!“ unterstreicht die Lähmung, die aus der Unentschlossenheit und dem Mangel an Eigenständigkeit resultiert. Das Wortspiel verstärkt die Botschaft: Wer seine Entscheidungen nicht selbst trifft und diese auch nicht wagt zu leben, wird stagnieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Flaischlens Gedicht eine Aufforderung zur Selbstverantwortung und zur Überwindung gesellschaftlicher Zwänge darstellt. Es ist ein Plädoyer für individuelles Denken und Handeln, ungeachtet dessen, was andere als „richtig“ oder „falsch“ definieren. Durch die scheinbar widersprüchlichen Aussagen und die prägnante Sprache erzeugt das Gedicht eine starke Wirkung und regt zum Nachdenken über die eigene Lebensführung an.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.