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Der Jäger am Mummelsee

Von

Der Jäger trifft nicht Hirsch, nicht Reh,
Verdrießlich geht er am Mummelsee. –
»Was sitzet am Ufer? – ein Waldmännlein.
Mit Golde spielt es im Abendschein!« –

Der Jäger legt an: »du Waldmännlein
Bist heute mein Hirsch, dein Gold ist mein!«

Das Männlein aber taucht unter gut, –
Der Schuß geht über die Mummelflut!

»»Ho, ho, du toller Jägersmann,
Schieß du auf – was man treffen kann!

Geschenkt hätt ich dir all das Gold,
Du aber hasts mit Gewalt gewollt!

Drum troll dich mit lediger Tasche nach Haus,
Ihr Hirschlein tanzet, sein Pulver ist aus!««

Da springen ihm Häselein über das Bein,
Und lachend umflattern ihn Lachtäubelein.

Und Elstern stibitzen ihm Brot aus dem Sack
Mit Schabernack, husch, und mit Gick und Gack,

Und flattern zur Liebsten, und singen ums Haus:
»Leer kommt er, leer kommt er, sein Pulver ist aus.«

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Gedicht: Der Jäger am Mummelsee von August Kopisch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Jäger am Mummelsee“ von August Kopisch erzählt eine kleine, lehrreiche Geschichte über Gier, Missgunst und die daraus resultierende Leere. Es handelt von einem Jäger, der am Mummelsee ohne Jagderfolg ist und stattdessen ein Waldmännlein mit goldenen Schätzen entdeckt. Die Geschichte ist in einem lebhaften und leicht verständlichen Stil verfasst, der die Merkmale einer Volksballade aufweist.

Der zentrale Konflikt des Gedichts entsteht, als der Jäger, getrieben von Gier, das Waldmännlein angreift und sein Gold fordern will. Dies zeugt von einer materialistischen Einstellung und dem Wunsch nach schnellem Reichtum. Das Waldmännlein, das sich als Hüter des Schatzes erweist, entzieht sich dem Zugriff des Jägers, indem es untertaucht. Der Schuss des Jägers verfehlt sein Ziel, und die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung, in der der Jäger für seine Gier bestraft wird.

Die zweite Hälfte des Gedichts ist geprägt von der Demütigung des Jägers. Das Waldmännlein, das nun die Rolle des Richters einnimmt, verspottet ihn und offenbart ihm die Konsequenzen seiner Gier. Der Jäger wird seiner Beute beraubt und zurückgelassen. Die Tiere des Waldes, die als Zeugen der Ungerechtigkeit agieren, verhöhnen ihn und machen sich über ihn lustig. Dabei symbolisieren die Tiere die Natur und die elementaren Kräfte, die sich gegen die Gier und Gewalt des Menschen richten. Das Gedicht endet mit der triumphalen Rückkehr des Jägers nach Hause, leer und gedemütigt.

Die Moral des Gedichts ist klar: Gier und Gewalt führen nicht zum Glück, sondern zu Leere und Verlust. Der Jäger, der nach materiellem Gewinn strebt, scheitert und wird letztendlich von der Natur und ihren Bewohnern ausgelacht. Das Gedicht warnt vor der Gier nach Reichtum und betont die Bedeutung von Bescheidenheit und Respekt vor der Natur. Durch die Darstellung des Jägers als Narr und das Waldmännlein als weisen Hüter wird die Geschichte zu einer Mahnung an die Leser, die Gefahren der Habgier zu erkennen und zu meiden.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.