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An Gott den Heiligen Geist

Von

O Fewer wahrer lieb! O brun der gutten gaben!
O Meister aller kunst! O Höchste Heilikeit!
O dreymall grosser Gott! O lust die alles leid
Vertreibt! O keusche taub! O furcht der Hellen raben!
Die/ ehr das wüste meer/ mit bergen rings vmbgraben/
Ehr luft vnd erden ward/ ehr das gestirnste kleid
Dem himmell angelegt/ ja schon vor ewikeit
Die zwey die gantz dir gleich/ von sich gelassen haben.
O weisheit ohne maaß; O reiner Seelen gast/
O tewre gnaden quell′/ O trost in herber last!
O regen der in angst mitt segen vns befeuchtet!
Ach laß ein tröpfflin nur von deinem lebens-taw
Erfrischen meinen Geist. Hilff das ich doch nur schaw′
Ein füncklin deiner glutt; so bin ich recht erleuchtet.

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Gedicht: An Gott den Heiligen Geist von Andreas Gryphius

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Gott den Heiligen Geist“ von Andreas Gryphius ist ein ergreifendes Gebet, das die Eigenschaften und Gaben des Heiligen Geistes preist. Es beginnt mit einer Reihe von Ausrufen, die die Vielschichtigkeit des Geistes hervorheben: „O Fewer wahrer lieb! O brun der gutten gaben! / O Meister aller kunst! O Höchste Heilikeit!“. Diese Anrufung dient dazu, die Erhabenheit und Allgegenwart des Heiligen Geistes zu unterstreichen und den Beter in eine tiefe Verehrung zu versetzen. Die Verwendung von Ausrufen und die anschließende Aufzählung von Eigenschaften – Liebe, Güte, Meisterschaft, Heiligkeit – verdeutlichen die Bedeutung des Geistes als Quelle aller positiven Attribute.

Der zweite Teil des Gedichts konzentriert sich auf die Schöpfung und die ewige Natur des Geistes. Gryphius greift auf biblische Bilder zurück, um die Präsenz des Geistes vor der Erschaffung von Himmel und Erde zu beschreiben: „Die/ ehr das wüste meer/ mit bergen rings vmbgraben/ / Ehr luft vnd erden ward/ ehr das gestirnste kleid / Dem himmell angelegt/ ja schon vor ewikeit / Die zwey die gantz dir gleich/ von sich gelassen haben.“ Diese Verse vermitteln die Vorstellung, dass der Heilige Geist von Ewigkeit zu Ewigkeit besteht und somit eine fundamentale Rolle in der kosmischen Ordnung einnimmt. Die Gleichsetzung des Geistes mit dem Vater und dem Sohn (die „zwey die gantz dir gleich“) betont die Einheit der göttlichen Trinität.

In den letzten sechs Versen drückt der Dichter seine persönliche Bitte aus, die von Demut und Sehnsucht geprägt ist. Er fleht den Heiligen Geist um Trost, Gnade und Erleuchtung an: „O weisheit ohne maaß; O reiner Seelen gast / O tewre gnaden quell′/ O trost in herber last!“. Diese Anrufung spiegelt das Bedürfnis nach spiritueller Führung und Stärkung wider, insbesondere in Zeiten der Not. Die Metapher des „lebens-taw“ (Lebenstau) und des „füncklin deiner glutt“ (Funken deiner Glut) verdeutlichen das Verlangen nach einer erleuchtenden Berührung des Geistes.

Insgesamt ist das Gedicht eine kraftvolle Anrufung des Heiligen Geistes, die sowohl seine Eigenschaften als auch die persönliche Sehnsucht nach seiner Gegenwart zum Ausdruck bringt. Gryphius kombiniert feierliche Lobpreisungen mit einer inständigen Bitte um Trost, Weisheit und Erleuchtung. Die barocke Sprache und die bildhaften Metaphern verleihen dem Gedicht eine tiefe emotionale und spirituelle Wirkung und machen es zu einem zeitlosen Ausdruck des Glaubens und der Hingabe.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.